Mineralwasser

Vom exotischen Nischenprodukt zum Trendgetränk

Mineralwasser ist in aller Munde: Es ist das Getränk der jungen Leute – auch ein Erfolg von geschicktem Marketing.

Von Uta Knapp Veröffentlicht:
Vom Gletscherwasser aus Island bis zum Kristallbesetzten Protz-Wasser: Heute gibt es über 500 Sorten Mineralwasser.

Vom Gletscherwasser aus Island bis zum Kristallbesetzten Protz-Wasser: Heute gibt es über 500 Sorten Mineralwasser.

© Fotimmz / fotolia.com

DUISBURG/BONN. Ob es um das kühle Nass aus den dunklen Tiefen des Fidschi-Regenwaldes oder aus dem kleinen Mineralbrunnen um die Ecke geht, der Durst auf Mineralwasser ist in Deutschland ungebrochen.

Mit einem durchschnittlichen jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 147,3 Litern stieg der Verbrauch im Vergleich zu den vergangenen Jahren deutlich: Noch im Jahr 2000 hatte der Pro-Kopf-Verbrauch mit rund 100 Litern deutlich niedriger gelegen. Anfang der 1970er Jahre war Mineralwasser mit einem Verbrauch 12,5 Litern dagegen noch ein exotisches Nischenprodukt.

Knapp 200 Mineralbrunnen füllen in Deutschland heute jährlich mehr als 14 Milliarden Liter Wasser ab. Der Verbraucher kann dabei unter mehr als 500 meist regionalen Mineralwassern und rund 35 Heilwassern wählen.

Zunehmende Skepsis gegenüber großer und etablierter Marken

Dabei gebe es eine zunehmende Skepsis gegenüber großen Marken, berichtet Günter Birnbaum, Konsumforscher am Marktforschungsinstitut Gesellschaft für Konsumforschung (GfK).

Denn Getränke wie Gletscherwasser aus Island, Wasser aus abgelegenen Südsee-Tälern oder aus menschenleeren finnischen Einöden zählen ebenso wie Nobelmarken aus Italien oder Frankreich eher zu den Ausnahmeerscheinungen in den deutschen Kühlschränken. Als Protz-Wasser unter den Edelmarken gilt vor allem die mit Kristallen besetzte Flasche der US-Marke Bling, die im Internet zu Preisen von über 60 Euro angeboten wird.

Als Wegbereiter für den anhaltenden Trend zu stillem Wasser haben französische Marken nach Einschätzung von GfK-Forscher Birnbaum ihre Spuren hinterlassen – auch wenn deutsche Mineralbrunnen längst die Variante ohne Kohlensäure ins eigene Programm aufgenommen haben.

Trendgetränk für junge Leute

Heute gilt stilles Wasser als Trendgetränk der jungen Generation im Alter von bis zu 35 Jahren, so Konsumforscher Birnbaum. Ältere Verbraucher bevorzugten dagegen eher Mineralwasser mit nur wenig Kohlensäue.

Während das Medium-Wasser mit einem Anteil am Gesamtmarkt von 43,1 Prozent zwar weiter vorn liegt, zeigt sich auch hier der Trend zum stillen Wasser, denn das zeigt derzeit zweistellige Zuwachsraten.

Verbraucherschützer wie Philip Heldt von der Verbraucherzentrale NRW sehen dagegen schlichtes Leitungswasser als preisgünstigen Durstlöscher. "Den Hahn aufdrehen, warten bis das Wasser kühl wird und dann das Glas füllen", empfiehlt Heldt.

Vertreter der Getränkebranche dagegen argumentieren, im Gegensatz zu Mineralwasser handele es sich bei Leitungswasser um ein bearbeitetes Produkt. (dpa)

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