Sehbehindertentag

Technik kann helfen, aber hat Schwächen

Inzwischen gibt es mehr als hundert Apps, die Menschen mit einer Sehbehinderung den Alltag erleichtern. Doch nicht alle Geräte sind barrierefrei nutzbar.

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BERLIN. Die integrierte Sprach-Funktion in Smartphones und Tablets erleichtert den Alltag sehbehinderter Menschen ungemein, sagt Thomas Kahlisch, 54 Jahre alt und seit seinem 14. Lebensjahr blind. "Man wird mobiler, traut sich mehr zu und wird eigenständiger." Gleichzeitig betont er: "Ohne weißen Stock bin ich verloren." So könnten Navigations-Apps ihm zwar sagen, in welcher Straße vor welcher Hausnummer er steht, aber nicht, ob sich dort ein Laternenpfahl oder eine schlecht gesicherte Baustelle befindet.

Inzwischen gibt es mehr als hundert Apps, die blinden und sehbehinderten Menschen helfen. Niemand muss mehr große Lupen oder Bildschirmlesegeräte mit sich herumschleppen. "Ich hätte früher nicht geglaubt, dass ein Blinder einen Touchscreen bedienen kann", sagt Franz Rebele, der noch etwa fünf Prozent Sehleistung hat. Der 77-Jährige macht in Berlin sehbehinderte Senioren in Kursen für die digitale Welt fit. Häufig nutzt Rebele die App "KNFB Reader", die gedruckte Texte in Sprachausgaben umwandelt – etwa, wenn er in einem schlecht beleuchteten Restaurant die Speisekarte oder in einer Bibliothek eine Informationstafel lesen möchte.

Während in der Vergangenheit nur wenige Bücher in Brailleschrift für Blinde zugänglich waren, können Romane und Sachbücher jetzt von einem E-Reader vorgelesen werden. "Bei vielen digitalen Anwendungen gibt es allerdings noch Entwicklungsbedarf", sagt Kahlisch. "Den E-Book-Reader hätten wir gerne barrierefrei." Derzeit lasse sich zwar die Schrift des Buches, aber nicht die Menüleiste beliebig vergrößern.

Am diesjährigen Sehbehindertentag am 6. Juni stand zudem das Thema "Hörfilmempfang" im Mittelpunkt. Die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender bieten inzwischen bei vielen Filmen zusätzliche Beschreibungen von Gestik, Mimik oder Ausstattung für Blinde und Sehbehinderte an. Dies genügt nicht, meint Kahlisch: "Der DBSV wünscht sich, dass sich die Verkaufsberater in Elektromärkten und Fachgeschäften besser in das Thema einarbeiten und den Kunden bei der Einrichtung der Audiodeskription helfen."(dpa)

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