Diagnose Krebs: "Jetzt bist also auch du dran"

Wie geht man mit dem Krebs um, wenn man Bundesminister ist? Im Jahr 2004 erkrankte Manfred Stolpe an Darmkrebs, seine Frau vier Jahre später an Brustkrebs.

Anne-Christin GrögerVon Anne-Christin Gröger Veröffentlicht:

Ingrid und Manfred Stolpe, Wir haben noch so viel vor. Unser gemeinsamer Kampf gegen den Krebs, Kart. 221 Seiten, Ullstein-Verlag, Berlin, 19,95 Euro.

KÖLN. "Tumorpatienten haben immer ein großes Ziel im Leben, das sie unbedingt noch erreichen möchten. Manchmal auch unbewusst. Das war eigentlich bei all meinen Krebspatienten so."

Ingrid Stolpe, Allgemeinmedizinerin und Ehefrau des ehemaligen brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe, weiß, wovon sie spricht. 2008 erkrankte sie an Brustkrebs. Ihr Mann Manfred hatte schon 2004 die Diagnose eines Darmkarzinoms erhalten. Gemeinsam haben sie das Buch "Wir haben noch so viel vor. Unser gemeinsamer Kampf gegen den Krebs" geschrieben. Darin verarbeiten sie ihre Krankheit und wie sich die schwere Zeit auf ihre Beziehung und ihren Alltag ausgewirkt hat.

Manfred Stolpe steckt als Bundesverkehrsminister gerade mitten in der Diskussion um die LKW-Maut, als er von seiner Krankheit erfährt. Der Öffentlichkeit verschweigt er sie zunächst. "Wären zu jener Zeit Meldungen über meine Krankheit aufgetaucht, hätte doch kein Hund mehr ein Stück Brot von mir genommen", schreibt er. Auch seine Frau Ingrid geht später eher rational mit der eigenen Diagnose um. Die Ärztin, die jahrelang mit der Krankheit zu tun gehabt und nach der Wende in Potsdam eine Selbsthilfegruppe für Krebspatientinnen gegründet hat, denkt: "Jetzt bist du also auch dran".

Erst 2009 gehen die beiden mit ihrer Krankheit in die Öffentlichkeit: Bei "Menschen bei Maischberger" offenbaren sie, was bisher nur Eingeweihten bekannt war. Sie erhalten viele positive Rückmeldungen von politischen Weggenossen aber auch aus der Bevölkerung.

Das Buch "Wir haben noch so viel vor" ist aber nicht nur eine Aufarbeitung der Krebserkrankung. Es ist auch eine Geschichte der Beziehung des Paares: Sie lernen sich Ende der 50er Jahre in Jena kennen. Ingrid Stolpe arbeitet als Allgemeinärztin, zunächst in einer Klinik in Potsdam, dann in einer Außenstelle des Krankenhauses auf dem Land. Nach der Wende eröffnet sie eine eigene Praxis.

Ingrid Stolpe hat noch viele Ziele. Sie möchte im nächsten Jahr ihre Goldene Hochzeit feiern, bei der Einschulung ihres Enkels dabei sein, vielleicht noch eine Kreuzfahrt zu machen und an der Ballsaison 2010 teilnehmen. Das Kleid dafür hat sie sich schon gekauft.

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