Buchtipp

Mehr Lust auf den Arztberuf

Warum heute noch Arzt werden? Kinderarzt und Autor Markus Müschenich hat 55 Gründe - zum Teil augenzwinkernd - notiert.

Von Eugenie Wulfert Veröffentlicht:

Hohe Arbeitsbelastung, ausufernde Bürokratie in den Praxen, drohende Regressforderung, Streit um die Honorare: Viele Ärzte sind bereits nach wenigen Jahren in ihrem Beruf frustriert und fühlen sich als Spielball des Gesundheitssystems.

Auch in der Öffentlichkeit verblasst das einstige Bild des Arztes als "Halbgott in Weiß" immer mehr.

Medienberichte über Hygiene- und Organspende-Skandale, unnötige Operationen oder Patienten-Abzocke durch mutmaßlich überflüssige IGeL-Leistungen reißen nicht ab. Das Misstrauen der Patienten gegenüber Ärzten wächst.

Kann man jungen Menschen heute überhaupt noch empfehlen, Arzt zu werden? "Ja, unbedingt!", meint Markus Müschenich. Für ihn gibt es gleich "55 Gründe, Arzt zu werden", die der Kinderarzt und Gesundheitswissenschaftler nun in seinem neuen Buch teilweise augenzwinkernd vorstellt.

Der erste und für viele Mediziner wohl auch der wichtigste Grund, den Arztberuf zu wählen: Ärzte retten Leben. "Diese Aufgabe ist extrem erfüllend und treibt gute Medizin voran", schreibt der Autor.

Überhaupt: Wenn Ärzte etwas machen, dann machen sie es richtig, sagt Müschenich. Ärzte verdienen nicht nur Geld, sie haben eine eigene Bank und nach Ansicht des Autors die erfolgreichste Altersversorgung aller Berufe.

Ärzte gewinnen nicht nur irgendwelche Preise, sondern Nobelpreise. Sogar bei einer Heiligsprechung durch den Papst haben Ärzte ein Wörtchen mitzureden.

Jammert nicht, Ärzte!

"Da die meisten vermeintlichen Wunder Heilwunder sind, müssen Ärzte dem Papst sagen, welche Heilungen doch dem Können der Ärzte zu verdanken sind", erklärt Müschenich.

Der Kinderarzt und Gesundheitswissenschaftler, Jahrgang 1961, war in Düsseldorf, Beirut, Berlin und München tätig. Er war Vorstand der SANA Kliniken AG und ist Initiator des Think Tanks ConceptHealth.

"Mit dem Buch wollte ich verdeutlichen, wie unglaublich spannend und vielfältig der Arztberuf ist", sagte er kürzlich bei der Vorstellung des Buches in Berlin.

"Dieser Beruf bietet auch in Zukunft eine solche Fülle von Karrierechancen und Gestaltungsmöglichkeiten, dass keiner sich von bestehenden Problemen abschrecken lassen sollte."

Mit seinem leidenschaftlichen Appell will der Mediziner aber nicht nur junge Menschen dazu motivieren, trotz aller Klagen über die Arbeitsbedingungen den Arztberuf zu ergreifen, sondern auch die praktizierenden Kollegen aufs Neue für den einst gewählten Beruf begeistern.

"Ärzte sollen nicht jammern, sondern müssen endlich anfangen, das Gesundheitssystem, das sich gerade im Umbruch befindet, aktiv mitzugestalten", fordert Müschenich.

Denn heutzutage gelte der Grundsatz "Wenn man nichts tut, bleibt alles beim Alten" nicht mehr. Andere Akteure würden nur zu bereitwillig die Initiative ergreifen und das Gesundheitssystem nach eigenen Vorstellungen formen.

Ein Gesundheitssystem, das den Patienten in den Mittelpunkt stellt, brauche aber nicht nur ärztliche Kompetenzen, sondern vor allem ärztliche Wertvorstellungen.

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