Statine als Blutdrucksenker? Noch ist nicht alles klar

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Ergebnisse von zwei in New Orleans präsentierten neuen Studien sprechen dafür, daß Statine nicht nur das Cholesterin, sondern - wenn auch in bescheidenem Maße - gleichzeitig den Blutdruck senken. In einer dritten Studie, in der das Statin in Kombination mit dem Angiotensin-II-Blocker Valsartan geprüft worden ist, konnte eine entsprechende Wirkung allerdings nicht bestätigt werden.

Hinweise auf blutdrucksenkende Effekte von Statinen gab es bereits in der Vergangenheit. Neue Anhaltspunkte dafür liefert nun eine von Professor Björn Dahlöf vorgestellte Analyse von Daten der ASCOT-LLA-Studie. Zur Erinnerung: In dieser Studie ist bei antihypertensiv behandelten Patienten mit Bluthochdruck die Rate kardiovaskulärer Ereignisse durch ein Therapie mit 10 mg Atorvastatin pro Tag im Vergleich zu Placebo signifikant gesenkt worden.

Zu Beginn und am Ende der Studie nach 3,3 Jahren waren keine Unterschiede im Blutdruck zwischen Atorvastatin- und Placebo-Gruppe auszumachen. Dagegen stellten Dahlöf und Mitarbeiter in der Phase zwischen der sechsten Woche und dem 18. Monat der Behandlung in der Atorvastatin-Gruppe im Schnitt einen leicht, aber signifikant niedrigeren Blutdruckwert (- 1,1/0,7 mmHg) im Vergleich zur Placebo-Gruppe fest. Daß dieser Unterschied danach verschwand, ist möglicherweise darauf zurückzuführen, daß in der Placebo-Gruppe die Zahl der verordneten Antihypertensiva etwa höher war.

In der von Dr. Beatrice A. Golomb aus San Diego vorgestellten UCSD-Statin-Studie sind 1016 Männer mit LDL-Cholesterinwerten im Bereich zwischen 115 und 190 mg/dl nach Aufteilung in drei Gruppen sechs Monate lang mit den CSE-Hemmern Simvastatin (20 mg) oder Pravastatin (40 mg) oder mit Placebo behandelt worden.

Beide Statine bewirkten im Vergleich zu Placebo ebenfalls eine moderate, jedoch signifikante Senkung des systolischen und diastolischen Blutdrucks um jeweils 1,5 bis 3 mm Hg. Die Tatsache, daß die Blutdruckwerte zwei Monate nach Absetzen der Statine wieder ihr ursprüngliches Niveau erreichten, spricht dafür, daß es sich um einen wirklichen Effekt der Statine gehandelt hat. Der blutdrucksenkende Effekt könne zumindest eine Teilerklärung für die mit Statinen in Studien erreichte Reduktion von Schlaganfällen sein, meinte Golomb.

Neue Ergebnisse einer Arbeitsgruppe um Dr. Sanjay Ralagoopalan aus New York nähren dagegen eher Zweifel an der antihypertensiven Wirkung von Statinen. Aufgeteilt auf drei Gruppen haben die Forscher 404 Patienten mit Hypertonie und Hyperlipidämie entweder nur mit Valsartan (160 mg/dl) oder einer Kombination aus Valsartan plus Simvastatin (20 mg oder 80 mg) behandelt. Primärer Endpunkt waren Blutdruckveränderungen bei ambulanter 24-Stunden-Blutdruckmessung nach zwölf Wochen.

Die Erwartung, daß Valsartan und Simvastatin einen additiven Effekt auf den Blutdruck haben würden, bestätigte sich nicht. Die nach zwölf Wochen beobachtete Senkung des diastolischen und systolischen Blutdrucks war in allen drei Gruppen nicht signifikant unterschiedlich.

Auf die Frage, ob die Blutdrucksenkung einen Anteil an der Prävention kardiovaskulärer Ereignisse und speziell von Schlaganfällen durch Statiner hat, läßt sich nach diesen inkonsistenten Ergebnissen somit derzeit noch keine definitive Antwort geben. (ob)

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