Tschernobyl explodiert

Fukushima explodierte vor den Augen der Welt - Tschernobyl blieb tagelang eine Geheimnis der Sowjets. Die bislang schlimmste Katastrophe in einem Kernkraftwerk verunsicherte die Deutschen zutiefst.

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Auf Verunsicherung reagierte die Ärzte Zeitung im Mai 1986 mit Telefonaktionen

Tschernobyl, 26. April 1986. Im Norden der Ukraine an der Grenze zu Belarus explodiert ein Kernkraftwerk. Die sowjetischen Behörden schweigen dazu in den ersten Tagen. Erste Hinweise auf eine Nuklearkatastrophe entstehen durch überhöhte Strahlenwerte in Schweden.

Eine radioaktive Wolke hatte weite Teile von Weißrussland verseucht; sie hatte sich anschließend über Nord- und Mitteleuropa ausgedehnt.

Geschätzt wurden 30.000 Todesopfer

Zeitgleich tagt der 89. Deutsche Ärztetag in Hannover. Für die Vertreter der IPPNW ist das Reaktorunglück Anlass, erneut vor den Gefahren eines Atomkrieges und der Verwendung der Kernenergie zu warnen und deutlich zu machen, dass bei Unglücken eines solchen Ausmaßes der Einsatz der Katastrophenmedizin unmöglich ist.

Der Bremer Kernphysiker Professor Jens Scheer schätzt schon damals, dass die Reaktorkatastrophe wahrscheinlich 30.000 Todesopfer kosten wird.

Die wirkliche Katastrophe hat unmittelbar am Unglücksort Tschernobyl und in Weißrussland stattgefunden - das ist heute bekannt.

In Tschernobyl waren es vor allem die Liquidatoren, Zehntausende Menschen, die mit Lösch- und Aufräumungsarbeiten am Reaktor zu tun hatten, die schwere und tödliche Strahlendosen erlitten.

Gefährdet waren und sind bis heute vor allem Kinder

In Weißrussland waren weite Gebiete verseucht, gefährdet waren und sind bis heute vor allem Kinder.

In Deutschland mehrten sich die Stimmen, die einen Ausstieg aus der Kernenergie anmahnten, wie etwa der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Johannes Rau.

Die Besorgnisse der Bevölkerung waren auch eine Herausforderung für die Ärzte. Angesichts der in Deutschland gemessenen radioaktiven Belastung bestand kein Grund für eine ernsthafte gesundheitliche Gefährdung.

Die Sorge der Bevölkerung und die vielen Fragen, die vor allem Ärzten gestellt wurden, nahm die "Ärzte Zeitung" zum Anlass, in mehreren Telefonaktionen mit Nuklearmedizinern Sachinformationen und Verhaltensregeln zu vermitteln. Denn Verunsicherung aufgrund mangelnder Information war eines der größten Probleme. (HL)

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