Ohne Prinz gegen starke Französinnen?

Kanada und Nigeria wurden besiegt - aber so richtig überzeugen konnte die deutsche Nationalelf bei der Frauen-WM im eigenen Land bisher nicht. In die Kritik gerät die bisher schwache Spielführerin Birgit Prinz. Am heutigen 5. Juli (20:45 Uhr) geht es gegen Frankreich um den Gruppensieg.

Von Florian Lütticke Veröffentlicht:
Konnte auch gegen Nigeria nicht überzeugen: Deutschlands Top-Spielerin Birgit Prinz (l.).

Konnte auch gegen Nigeria nicht überzeugen: Deutschlands Top-Spielerin Birgit Prinz (l.).

© Imago

DÜSSELDORF. Silvia Neid und ihr Trainerteam stecken in einem Dilemma. Nach dem schwachen Auftritt der deutschen Mannschaft gegen Nigeria wächst insbesondere die Kritik an Birgit Prinz.

Die 33 Jahre alte Spielführerin, die ihre letzte Fußball-Weltmeisterschaft "einfach nur genießen" wollte, befindet sich in einer Schaffenskrise.

Vor dem abschließenden Duell um den Gruppensieg mit Tabellenführer Frankreich am heutigen 5. Juli (20:45 Uhr in Mönchengladbach) lautet die öffentlich meistdiskutierte Frage: Spielt sie oder spielt sie nicht?

Frust über die eigene Leistung

Aus Frust über die eigene Leistung und die frühe Auswechslung in der 52. Minute beim 1:0 gegen Nigeria hatte Prinz die Kapitänsbinde zu Boden geworfen und war missmutig vom Feld gestapft. "Glücklich war ich nicht", gestand Prinz danach freimütig.

"Mit der Situation, dass sie ausgewechselt wird, wird sie sich nie anfreunden können. Dass sie sehr enttäuscht war und vielleicht ein bisschen überreagiert hat, kann man so sehen", räumte Co-Trainerin Ulrike Ballweg ein.

Rückendeckung und Unterstützung für die Spielführerin

Von einer "Demontage" der Ikone durch die frühe Herausnahme mochte die Neid-Assistentin aber nicht sprechen: "Das sehe ich nicht so. Wir reagieren auf Spielverläufe, ob jetzt mit Birgit oder anderen Spielerinnen."

Prinz habe weiter Rückendeckung und Unterstützung. "Sie ist ein Teammitglied, das natürlich als Birgit Prinz eine besondere Stellung hat", versicherte Ballweg weiter, gab aber auch zu, dass die Rekordnationalspielerin nicht gerade in blendender Laune sei und morgens "pfeifend zum Frühstück" erscheine.

"Sie ist eher in sich gekehrt", sagte Ballweg, andererseits laufe sie aber auch nicht "deprimiert" oder "mit hängenden Schultern durch die Gegend".

Prinz wieder entspannter und lockerer

Zuspruch erhielt Prinz auch von Theo Zwanziger. "Birgit ist eine großartige Frau und eine tolle Spielerin, die als Marke des deutschen Frauenfußballs zu sehen ist", sagte der DFB-Präsident nach einem Besuch im Teamhotel. "Ich bin absolut sicher, dass sie, wenn sie fit ist und sich fit fühlt, der Mannschaft auf dem Weg zum Endspiel helfen kann."

Ihre Frustaktion nach der Auswechslung wertete Zwanziger nicht als "nachhaltiges Wirken. Es ist passiert und jetzt ist es wieder in Ordnung."

Prinz wirkt inzwischen wieder entspannter und lockerer. Das Problem: Neid kann in der kniffligen Lage beim Spiel gegen Frankreich eigentlich nichts richtig machen. Einerseits täte Prinz eine Pause sicher gut, um den Kopf ein wenig frei zu bekommen. Doch eine Nichtberücksichtigung würde öffentlich als weiterer Schritt zur Demontage der Symbolfigur wahrgenommen.

Zu stark unter Druck gesetzt

Vor der Stippvisite des DFB-Chefs wollte Ballweg nichts über mögliche Änderungen im Team preisgeben. Doch Indizien deuten darauf hin, dass die Stunde für Fatmire Bajramaj schlägt. Sie würde erstmals bei der WM in die Startelf rücken.

"Ich habe mich zuletzt selbst unter Druck gesetzt. Aber jetzt bin ich auf gutem Weg", sagte die 23-Jährige, die nach ihrem Formtief einem Einsatz in ihrer Heimatstadt Mönchengladbach entgegenfiebert. Der Technikerin war nach Aussage von Silvia Neid zuletzt "die Leichtigkeit des Seins" abhanden gekommen . (dpa)

Zum Special zur Frauen-Weltmeisterschaft 2011 in Deutschland.

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