Nordosten Japans: Aktivisten warnen vor höheren Krebsraten

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BERLIN (af/maw). Japans Regierung verharmlose nach wie vor die gesundheitlichen Folgen der Reaktorkatastrophe von Fukushima für die betroffene Bevölkerung im Nordosten des Landes. Das berichteten Aya Marumori und Wataru Iwata von der ersten unabhängigen Strahlenmessstelle Japans am Montag in Berlin.

Die Bürgerrechtler kritisieren den Arzt Professor Shunichi Yamashita, Radiation Health Risk Management Advisor der Präfekturregierung Fukushimas, und die Ärztekammer Japans, die Strahlendosen von unter 100 Millisievert pro Jahr für unbedenklich hielten.

Kinder sind besonders anfällig

In Deutschland gilt ein Millisievert pro Jahr als tolerabel. "Für Kinder und Embryonen gibt es keine Grenzwerte", kommentierte Dr. Winfrid Eisenberg von den internationalen Ärzten zur Verhütung des Atomkriegs (IPPNW) Yamashitas Einschätzung.

In Wachstumsphasen seien Menschen gegen Strahlung besonders anfällig. Eisenberg sagte für Japan ein vermehrtes Auftreten von Schilddrüsenkrebs voraus. Ab 2016 sei auch mit höheren Leukämieraten zu rechnen. Bei den Kindern, die ab Dezember in Japan zur Welt kommen würden, werde man verstärkt Chromosomenaberrationen feststellen. Eisenberg berief sich auf Erfahrungen nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl.

Mit eigenen Messstellen in allen 47 Präfekturen Japans will die japanische Bürgerinitiative die Menschen in Japan über die radioaktive Strahlung informieren. Unterstützt wird sie darin von der Deutschen Gesellschaft für Strahlenschutz und IPPNW.

Belastung von einem Millisievert pro Jahr prognostiziert

Unterdessen haben Messungen an Bewohnern der rund 25 Kilometer Luftlinie von dem havarierten Atomkraftwerk Fukushima Daiichi gelegenen Stadt Minamisoma Belastungen von zumeist 0,1 Millisievert pro Jahr oder sogar weniger ergeben. Dies berichtet die Japan Times in ihrem Online-Auftritt. Demzufolge seien für die rund 900 getesteten Bewohner für die nächsten 50 Jahre eine kumulierte Belastung von einem Millisievert pro Jahr prognostiziert worden.

Derweil sucht die Zentralregierung in Tokio nach Endlagerungsstätten für kontaminierten Müll rund um das havarierte Kraftwerk außerhalb der Präfektur Fukushima.

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