Strahlenschützer sehen Atomgefahr verniedlicht

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BERLIN (dpa). Die Gesellschaft für Strahlenschutz sieht Gefahren der Atomkraftnutzung international nicht ausreichend beachtet.

Die verantwortlichen Gremien hätten insbesondere die Opferzahlen und das Ausmaß der genetischen Schäden nach der Tschernobyl-Katastrophe "runterdiskutiert", echauffierte sich der Präsident der Fachgesellschaft, Sebastian Pflugbeil, bei der Eröffnung eines internationalen Tschernobyl-Kongresses in Berlin. Explizit nannte er die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA), das Wissenschaftliche UN-Komitee für die Wirkung atomarer Strahlung (UNSCEAR) und die Internationale Kommission für Strahlenschutz (ICRP) in seiner Kritik.

Vom Atomunglück in Fukushima erwartet die Gesellschaft für Strahlenschutz (GfS) verheerendere Folgen als die der Tschernobyl-Katastrophe vor 25 Jahren. "Ich befürchte, dass in Japan der gesundheitliche Schaden den von Tschernobyl um ein Etliches übertreffen wird", sagte Pflugbeil. Er vermutet, dass aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte in Japan bis zu 40 Mal mehr Menschen an den Auswirkungen der Radioaktivität leiden werden.

Kritik vor allem an UN-Organisationen

Die Vereinten Nationen widersprechen dem Kernkraftkritiker hingegen: Die Auswirkungen des Unfalls in Fukushima seien geringer als die nach der Katastrophe von Tschernobyl, sagte der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Ausschusses der Vereinten Nationen zur Untersuchung der Auswirkungen der atomaren Strahlung (UNSCEAR), Wolfgang Weiss, am Mittwoch in Wien.

Eine umfassende Einschätzung sei jedoch noch nicht möglich, da die verfügbaren Daten dazu nicht ausreichten. Der Ausschuss will innerhalb der kommenden zwei Jahre die gesundheitlichen Auswirkungen des Unfalls untersuchen.

Auf der dreitägigen Tschernobyl-Konferenz der GfS diskutieren Ärzte und Wissenschaftler, welche gesundheitlichen und ökologischen Schäden durch das Reaktorunglück von Tschernobyl vor 25 Jahren entstanden sind. Am 26. April 1986 war es dort aufgrund von Bedienungsfehlern und Sicherheitsmängeln zu einem schweren Unfall gekommen, in dessen Folge sich eine radioaktive Wolke über weite Teile Europas ausbreitete.

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