Bei schlechter Gesundheit ist guter Impfschutz wichtig

Ältere Menschen und chronisch Kranke sollten auf Reisen so gut wie möglich vor Infektionskrankheiten geschützt werden, denn sie sind anfälliger für schwere Verläufe als junge Menschen. Dazu ist vor allem auch ein guter Impfschutz zu empfehlen.

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Die medizinische Beratung vor einer Reise ist eine gute Gelegenheit, bei Patienten den allgemeinen Impfschutz zu überprüfen und zu vervollständigen. Generell sollte in Deutschland jeder Erwachsene einen kompletten Schutz gegen Poliomyelitis, Tetanus und Diphtherie haben.

Bei der Diphtherie-Impfung älterer Menschen ist zu beachten, daß sich die Wirkung der vor 50 Jahren verwendeten Vakzine heute nicht mehr ausreichend mit einer Dosis auffrischen läßt, sagt Dr. Gunther von Laer aus Berlin. Der Leiter des Gesundheitsdiensts des Auswärtigen Amts empfiehlt daher, alle Menschen, die in den frühen 50er Jahren oder vorher grundimmunisiert worden sind, komplett neu gegen Diphtherie zu impfen.

Alle Menschen im Alter über 60 Jahre sowie chronisch Kranke mit Diabetes oder auch Herz-Kreislauf-, Nieren-, Leber- und Lungenleiden sollten zudem gegen Pneumokokken-Infektionen und jeden Herbst gegen Influenza geimpft werden. Reisende sind besonders durch Influenza gefährdet, wenn sie in großen Gruppen Urlaub machen, etwa auf einem Kreuzfahrtschiff. Wenn eine Reise auf die Südhalbkugel führt, können Influenza-Impfungen auch im Frühjahr oder Sommer nötig sein, denn dann ist dort die Grippesaison. Für den Schutz jenseits des Äquators kann der Impfstoff vom vergangenen Winter verwendet werden.

Welche weiteren Impfungen nötig sind, hängt vom Reiseziel und vom Reisestil ab. Besonders wichtig für Reisen sind dabei die Impfungen gegen Hepatitis A und B sowie Polio, Typhus und Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME). Zur FSME-Impfung wird - außer in Süddeutschland - in Österreich, Südschweden, im Baltikum und in vielen Ländern Osteuropas geraten. Für Aufenthalte in Endemiegebieten außerhalb von Deutschland ist sie eine empfohlene Reiseimpfung und muß von den Impflingen selbst bezahlt werden.

Hepatitis-A-Risiko im Süden

Bei Reisen in viele südliche Länder sowie in die Tropen wird außer der Polio-Impfung vor allem der Hepatitis-A-Schutz empfohlen. Ein erhöhtes Risiko besteht etwa in der Türkei, Griechenland, Spanien, Afrika, Mittel- und Südamerika, Asien und in der Karibik. Bei Personen, die vor 1950 geboren wurden, die Hepatitis A in der Anamnese oder die lange in Endemiegebieten gelebt haben, empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO), zunächst die Antikörper auf Hepatitis A zu testen.

Die Hepatitis-B-Impfung wird von der STIKO bei längerem Aufenthalt in Endemiegebieten oder bei engem Kontakt zur Bevölkerung empfohlen. Ein hohes Risiko besteht nach Angaben der US-Seuchenbehörde CDC in ganz Afrika südlich der Sahara, in Teilen von Brasilien, Kolumbien, Venezuela und in Peru, zudem in Saudi-Arabien, Südostasien einschließlich China sowie den GUS-Staaten in Mittelasien.

Zur Typhus-Impfung wird bei Reisen in die Tropen und Subtropen unter schlechten hygienischen Bedingungen geraten. In Ländern mit hoher Gefährdung durch streunende Hunde - etwa Brasilien, Indien und Thailand - ist zudem der Tollwutschutz zu erwägen. Von einigen Reiseländern werden außerdem für die Einreise Pflichtimpfungen vorgeschrieben. Meistens ist das der Gelbfieber-Schutz.

Choleraschutz zuweilen Pflicht

Aber auch eine Impfung gegen Cholera kann gelegentlich in einigen Ländern verlangt werden. Und Saudi-Arabien schreibt allen Pilgern nach Mekka die Meningokokken-Impfung vor.

Impfungen können bei chronisch Kranken und alten Menschen in der Regel sicher vorgenommen werden. Bei Patienten mit Allergien gegen Hühnereiweiß oder gegen Inhaltsstoffe einiger Vakzinen kann es jedoch Einschränkungen geben. Ebenso können Lebendimpfstoffe (etwa gegen Gelbfieber oder Masern) bei Therapie mit Kortikoiden oder anderen immunsuppressiven Substanzen oder auch bei abwehrgeschwächten Patienten kontraindiziert sein. (eis)

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