Kultusminister

Jetzt sollen leistungsstarke Schüler gefördert werden

Schlechte Schüler fördern - diesem Anspruch stellen sich deutsche Bildungsstätten seit Jahrzehnten. Jetzt geht die Kultusministerkonferenz in die Offensive: Endlich sollen auch starke Schüler besser unterstützt werden.

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Schulalltag. Bisher wurden leistungsstarke Kinder bei der Förderung eher vernachlässigt.

Schulalltag. Bisher wurden leistungsstarke Kinder bei der Förderung eher vernachlässigt.

© Schwier / fotolia.com

BERLIN. Die Kultusministerkonferenz hat erstmals eine "Förderstrategie für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler" beschlossen.

Ziel des Konzeptes ist es, den leistungsstarken Schülern Lernbedingungen zu schaffen, die ihnen eine optimale Entfaltung ihrer Potenziale ermöglichen und ihnen ihrer individuellen Leistungsfähigkeit entsprechende bestmögliche Bildung zu vermitteln.

"Bislang haben wir in der Kultusministerkonferenz einen Schwerpunkt auf die Förderung von leistungsschwächeren Schülerinnen und Schülern gelegt - und das nicht ohne Erfolg, wie die aktuellen Bildungsstudien zeigen", erläuterte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und sächsische Kultusministerin, Brunhild Kurth (CDU).

Mehr Kompetenz für Lehrkräfte

Die Förderstrategie empfiehlt, die Maßnahmen im Bereich der Diagnostik, der innerschulischen wie außerschulischen Förderung und Begleitung von Schülern mit besonderen Leistungspotenzialen stärker als bisher in den Fokus zu rücken.

Damit das funktioniert, soll zunächst bei den Lehrern angesetzt werden. In allen Phasen der Lehrerbildung bedürfe es erhöhter Anstrengungen, um die Kenntnisse und Kompetenzen von Lehrkräften im Bereich der schulischen und außerschulischen Förderung von leistungsstarken und potenziell leistungsfähigen Schülerinnen und Schüler auszubauen.

Die begabungsgerechte Förderung umfasst die gesamte Lernbiographie eines Kindes, heißt es im Konzept. Die Förderstrategie bezieht sich auf den Primar- und Sekundarbereich und lenkt den Blick auch auf die Gestaltung der schulischen Übergänge.

"Wir brauchen die leistungsstarken Schülerinnen und Schüler nicht zuletzt auch für den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Deutschland", so Kurth weiter.

Die Zielgruppe umfasst Schüler, die bereits sehr gute beobachtbare Leistungen erbringen, ebenso wie Schüler, deren Potenziale es zu erkennen und durch gezielte Anregung und Förderung zu entfalten gilt.

Entsprechend der Mehrdimensionalität des Leistungsbegriffes geht es neben der vorrangigen Förderung der allgemeinen intellektuellen Begabung auch um musische, sportliche und emotionalen Fähigkeiten.

Konkret soll es zum Beispiel leichter möglich sein, begabte Kinder ganz einfach Klassen überspringen zu lassen oder ihnen eine vorübergehende Teilnahme am Unterricht in höheren Klassen zu ermöglichen. Wie das allerdings in der Praxis umgesetzt werden soll, bleibt zunächst offen.

Nägel mit Köpfen machen

Als absolut richtig, notwendig und eigentlich schon lange überfällig hat der Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, das Vorhaben der Kultusministerkonferenz bezeichnet.

Der Verbandsvorsitzende wies darauf hin, dass die Bildungspolitik in den letzten Jahrzehnten die Förderung von Spitzenbegabungen systematisch vernachlässigt und ausschließlich schwächere Schüler in den Fokus gerückt habe.

Meidinger forderte die Kultusministerkonferenz auf, es nicht bloß bei schönen Papieren und Absichtserklärungen zu belassen, sondern Nägel mit Köpfen zu machen.

"Jede Schule in jedem Bundesland braucht ein am Gesamtunterrichtsvolumen orientiertes Zusatzbudget von Unterrichtsstunden für eine breite Begabtenförderung", forderte er. Das Problem derzeit sei, dass Begabtenförderung zu oft nur nach Kassenlage möglich werde.

"Wenn Unterrichtsausfall droht, muss oft als Erstes der Begabtenpluskurs gestrichen werden!", erklärte Meidinger, in dessen Verband Gymnasiallehrer organisiert sind.

Zusätzliche Zeitbudgets gefordert

Es sei leider auch immer noch so, dass engagierte Lehrkräfte, die zum Beispiel begabte Schüler bei "Jugend forscht", den Jugendolympiaden in den Naturwissenschaften oder den Landes- und Bundeswettbewerben begleiteten, dies zusätzlich zu ihrer normalen Unterrichtsverpflichtung hinaus leisten müssten.

"Diese Lehrkräfte brauchen mehr Anerkennung und zusätzliche Zeitbudgets!", forderte Meidinger. (eb)

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