Mit "Sport pro Gesundheit" machen Ärzte und Sportverbände mobil

FRANKFURT/MAIN (nsi). Jeder dritte Herzinfarkt ließe sich durch mehr Bewegung vermeiden - meint die Allgemeinärztin und Sportmedizinerin Professor Ingeborg Siegfried aus Biebertal. Eine Initiative soll jetzt für mehr Bewegung sorgen.

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Wer einen Infarkt überlebt, hat gute Möglichkeiten, durch mehr körperliche Aktivität das Risiko für ein weiteres lebensbedrohliches kardiales Ereignis zu senken, sagte Siegfried bei den Bad Nauheimer Gesprächen in Frankfurt am Main: "Etwa die Hälfte der Überlebenden ist motiviert, in eine Herzsportgruppe zu gehen, und viele werden dadurch körperlich fitter, als sie vor dem Infarkt waren."

Sport müsse als Sekundärprävention wie ein Medikament weiterhin zu verschreiben sein, so die Ärztin. Aber auch die primärpräventiven Effekte der eigenen Mobilität sollten besser genutzt werden.

Ärzte und Sportverbände schmieden dazu engere Allianzen: Die Bundesärztekammer hat zusammen mit dem Deutschen Sportbund die Initiative Sport pro Gesundheit gegründet, erläuterte Ralf-Rainer Klatt vom Landessportbund Hessen in Darmstadt. Dahinter verbirgt sich ein bundeseinheitliches Qualitätssiegel, welches sportmedizinisch geprüfte Angebote zu Sport und Bewegung auszeichnet.

Auch Ärzte können sich für individuelle Beratungsgespräche mit ihren Patienten über die regionalen Angebote informieren. Ein Fitneß-Coach, der über die Homepage zu erreichen ist, macht Vorschläge, die dem Profil von Risikofaktoren und Leistungsfähigkeit des Einzelnen angepaßt sind.

"Für ältere Menschen ist körperliche Bewegung die einzige Möglichkeit, jünger zu bleiben, als sie chronologisch sind", sagte Professor em. Wildor Hollmann von der Deutschen Sporthochschule Köln. Ohne Training gingen ab dem 30. Lebensjahr etwa ein Prozent der körperlichen Leistungsfähigkeit jährlich verloren.

Mit körperlicher Aktivität lasse sich dieser Prozeß aufhalten. Auch Angiogenese und die Neubildung von Nervenzellen würden durch körperliche Belastung angekurbelt, vor allem bei einer Ausdauerleistung im aeroben Bereich. Etwa jede fünfte Nervenzelle könne bei 80jährigen Menschen aus einer Neubildung der vergangenen zwei bis drei Jahre hervorgehen, so Hollmann.

Prävention durch Bewegung müsse in Kindheit und Jugend beginnen, waren sich die Referenten einig. Es gelte, Kinder in ihrem angeborenen Bewegungsdrang zu stärken und diesen zu erhalten. "Bei Kindern sollte man nicht zu früh mit einer Spezialisierung beginnen, sondern ihnen eine breite Palette an unterschiedlichen Sportarten und Bewegungsreizen anbieten", riet Klatt.

Infos zur Initiative unter www.sportprogesundheit.de

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