Tour de France im Dopingsumpf ?
ROM (mp). Lance Armstrong hat Geschichte geschrieben: Gestern hat der Amerikaner zum sechsten Mal hintereinander die Tour de France gewonnen. Die häßliche Episode bei der drittletzten Etappe, als Armstrong seinen italienischen Kollegen Filippo Simeoni demütigte, wirft allerdings einen leichten Schatten über seinen Sieg.
Veröffentlicht:Sie sei "ein Beweis dafür, daß der Radsport krank ist und keine Anstalten macht, sich heilen zu lassen", schreibt der bekannte italienische Journalist und Dopingexperte Eugenio Capodacqua auf seiner Internetseite "Sportpro". Bei dieser Szene der 91. Tour hatte Armstrong völlig überraschend dem Italiener bei dessen Spurt zu Beginn der Etappe nachgejagt. Der Texaner zwang Simeoni dann zur Rückkehr ins Hauptfeld. Wenn nicht, würde er den Ausreißversuch stoppen, soll Armstrong gedroht haben.
Simeoni hatte den eigenen Konsum von Epo zugegeben und den Sportarzt Professor Michele Ferrari unsauberer Praktiken bezichtigt. Armstrong, der von Ferrari betreut wird, hatte Simeoni damals "Lügner" genannt, was ihm dieser verbieten ließ.
Wie Simeoni später sagte, sei er von mehreren Kollegen als Nestbeschmutzer beschimpft worden, besonders arg von seinem Landsmann Daniele Nardello von T-Mobile. 90 Prozent der Fahrer seien gegen ihn. Armstrong warf ihm vor, er wolle "dem Radsport schaden".
Dopingexperte Capodacqua spricht von "mafiösem Schweigegebot" unter den Profis. Der Radsport könne sich nicht vom Doping heilen, solange die "Epigonen des chemischen Schurkentums" mitführen. Er bleibe weiter im Banne des Dopings.
Auch Radsportjournalist Gianni Mura von "La Repubblica" drückte seine Indignation aus. Sandro Donati, Autor eines Doping-Enthüllungsbuches, griff den beliebten Sprinter Mario Cipollini an: Dieser habe Simeonis Start bei der Tour de France verhindern wollen.