"Können wir im nächsten Jahr Mama und Papa abhängen?"

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Von Bernd Krug

"Jetzt seht Ihr aus wie richtige Rennläufer", meint Gustav Thöni. Nacheinander bekommen Esther, Silvana, Christian, Daniel und Johannes einen Helm verpaßt, bevor ihre erste Skistunde beginnt.

Die Geschwister sind Fünflinge, gerade fünf Jahre alt geworden und stehen zum ersten mal im Leben auf Skiern. "Ab Januar darf bei uns in Italien der Skinachwuchs nicht mehr ‚oben ohne’ auf die Piste", erklärt Thöni. Dann gilt auf Italiens Pisten für Skizwerge und Kinder bis zum 14. Lebensjahr die Helmpflicht. So sollen bei Stürzen schwere Kopfverletzungen verhindert werden.

Goldmedaillengewinner begrüßt die Helmpflicht

Gustav Thöni, mehrfacher Weltcupsieger und Goldmedaillengewinner der Olympischen Spiele von Sapporo 1972 und Innsbruck 1976, unterstützt die neue Regelung. "So kann das Verletzungsrisiko gerade für Kinder nochmals erheblich reduziert werden", so der 53jährige, der seit drei Jahren Cheftrainer der italienischen Alpinen Ski-Nationalmannschaft ist. Aber immer wenn es sein Terminkalender erlaubt, kommt er nach Hause nach Südtirol, nach Trafoi an der Stilfserjochstraße.

Dort in dem kleinen Dorf auf 1570 Metern Höhe mit gerade mal hundert Einwohnern, einer Hand voll Bauernhöfen, vier Hotels und fünf Pensionen, betreiben die Thönis ihr Familienhotel "Bella Vista - Schöne Aussicht". Und die könnte kaum grandioser sein. Umrahmt von der Ortlergruppe, der Trafoier Eiswand und den drei Madatschspitzen sowie umgeben von 14 Dreitausendern, gilt Trafoi als Geheimtip für Familien mit kleinen Skianfängern.

Bei 40 neuen Helmen ist immer ein passender dabei

Für seine jungen Gäste hat Gustav Thöni schon mal 40 Helme in verschiedenen Größen angeschafft, damit die Eltern keine Helme kaufen müssen, die nach einem Jahr schon wieder nicht mehr richtig sitzen.

Gleich nach dem Ortsende versperrt ein hoher Schneehaufen auf der Staatsstraße die Weiterfahrt zum Stilfserjoch - bis Juni, wenn die Wintersperre aufgehoben wird. Jetzt im Winter ist hier die Welt zu Ende. Es gibt keinen Durchgangsverkehr. Nach Trafoi kommt dann nur, wer Ruhe und Abgeschiedenheit als Kontrast zum Alltag sucht.

Da können dann sogar Fünflingseltern ausspannen und auch mal ohne Kinder alleine auf die Piste. Und bis ins benachbarte Sulden (1900 Meter), wo Seilbahnen und Lifte im Skigebiet bei der Madritschhütte bis auf 3250 Meter reichen, ist es nur ein Katzensprung.

Nach einer Woche sind die Fünflinge der Familie Beutelspacher im Schneepflug schon wacker über die Hänge gekurvt. "So eine tolle Mannschaft wie euch habe ich noch nicht gehabt," meint Gustav Thöni zum Abschied. Und Johannes, einer der Fünflinge, will nur noch eines wissen: "Wenn du uns nächstes Jahr wieder trainierst, können wir dann bald Mama und Papa abhängen?"

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