"Der Leichtsinn der meist jungen Männer ist kaum zu überbieten"

HANNOVER (dpa). Scharen von Urlaubern tummeln sich an sonnen- beschienenen Badeseen und Küsten. In der ausgelassenen Stimmung wächst aber auch der Leichtsinn: Sich mit einem übermütigen Kopfsprung ins Wasser zu stürzen, kann tragisch enden.

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Die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) schlägt Alarm. Allein im Juli mußten in der MHH acht Menschen mit Verletzungen der Halswirbelsäule behandelt werden. Das sind so viele wie in den Jahren 2001 bis 2005 zusammen. "Der Leichtsinn der meist jungen Männer ist kaum noch zu überbieten", sagte Chefarzt Professor Christian Krettek.

"Derart schwere Verletzungen der Halswirbelsäule ziehen zumeist eine Querschnittslähmung und ein Leben im Rollstuhl nach sich." Die Jungen, die oft in Cliquen an Badeseen feierten, werfen häufig alle Vorsicht über Bord und springen auch ins flache Wasser. Häufig ist Alkohol im Spiel.

Am Wochenende sind zudem etwa ein Dutzend Menschen - darunter Kinder - beim Baden ertrunken, berichtet die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Sie rechnet mit einer höheren Zahl von Badetoten als im kühleren Sommer 2005. Bis Ende Juni dieses Jahres ertranken nach vorläufigen DLRG-Zahlen etwa 300 Menschen in Deutschland, im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 233.

Während eines Besuchs von Bundespräsident Horst Köhler und seiner Frau Eva bei den DLRG-Rettungsschwimmern auf der Nordseeinsel Norderney kritisierte DLRG-Präsident Klaus Wilkens, Kommunen vernachlässigten die Sicherheit von Badestellen. Außerdem soll es bei der Schwimmausbildung Defizite geben, unter anderem durch die Schließung von Bädern.

Wilkens klagte: "Die lokale, nur an der Haushaltslage der Kommunen ausgerichtete Bäderpolitik verhindert eine regional abgestimmte Sportstättenentwicklung." Schulen und Verbänden, die sich um Schwimmausbildung kümmerten, werde die Arbeit erschwert.

Im vergangenen Jahr waren in Deutschland laut DLRG 477 Menschen ertrunken. Im extrem heißen Sommer 2003 hatte es 644 Badetote gegeben. Die größten Gefahren lauern dabei in unbewachten Gewässern wie Flüssen und Baggerseen. Dabei werden die teils sehr hohe Fließgeschwindigkeit und die Strömungen oft nicht richtig eingeschätzt, sagte der Sprecher der DLRG, Martin Janssen.

Außerdem können zunehmend mehr Kinder gar nicht schwimmen - heute sind es laut DLRG fast zwei Drittel der Fünf- bis Zehnjährigen. Vor allem bei der Zahl der ertrunkenen Kinder und Jugendlichen hatte es 2005 einen Anstieg um mehr als 50 Prozent gegeben.

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