Kinderärzte sagen Ja zum Ausbau der Kleinkinderbetreuung

BERLIN (ras/run). Die Bundesregierung hat einen massiven Ausbau des Angebots an Betreuungseinrichtungen für Kinder unter drei Jahren beschlossen. Kinderärzte haben auf einer Veranstaltung dies eindeutig als Chance für sozial benachteiligte Kinder begrüßt.

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In den nächsten Jahren wird erwartet, dass in Westdeutschland der Anteil der Kinder vor dem dritten Lebensjahr, die außerfamiliär betreut werden, von derzeit neun auf dann etwa 35 Prozent steigen wird. Dieser Paradigmenwechsel der Politik sei "revolutionär", sagte Familienministerin Dr. Ursula von der Leyen beim Forum für Gesundheits- und Sozialpolitik des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Berlin. Insgesamt steht für den Ausbau der Krippenplätze ein Budget von vier Milliarden Euro zu Verfügung.

BVKJ-Vorsitzender Dr. Wolfram Hartmann zeigte sich in Berlin überzeugt davon, dass die Mittel zur rechten Zeit kommen. 17,4 Prozent aller Kinder in Deutschland lebten von Arbeitslosengeld II oder der Sozialhilfe. Allein in diesem Jahr seien im Vergleich zu 2006 weitere 100 000 Kinder hinzugekommen. Diese Familien, so Hartmann, seien zum großen Teil nicht in der Lage, ihre Kinder adäquat zu betreuen und zu fördern.

Qualifizierte Kinderbetreuungseinrichtungen mit ausreichend Personal seien daher eine gute Alternative, diesen Kindern die gleichen Startchancen bei Bildung und Gesundheit zuteilwerden zu lassen wie Kindern aus höheren Sozialschichten. Auch aus medizinischer Sicht sei die verbreitete These nicht mehr haltbar, dass eine frühe Fremd-Betreuung von Kleinkindern außerhalb des familiären Umfeldes "unweigerlich zu seelischen Schäden und frühen Bindungsstörungen bei Kleinkindern führt." Dabei werde nicht, so betonte Hartmann, der hohe Stellenwert einer stabilen Bindung eines Kindes an Mutter und Vater verkannt.

Außerdem kommt es nach Ansicht des BVKJ-Vorsitzenden nicht in erster Linie auf die Quantität der Beziehung, sondern auf deren Qualität an. Die Realität sei vielmehr, dass Kinderärzte in ihren Praxen täglich Kinder sehen, denen in der Familie keine adäquate Förderung zuteilwerde, die vernachlässigt oder gar misshandelt würden, so Hartmann. Das Bild von der heilen Familienwelt treffe für etwa 25 Prozent aller Kinder in Deutschland nicht mehr zu.

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