KOMMENTAR
Ein Schritt zur besseren Versorgung
Dass ihr Leiden chronisch kranke Patienten in eine extreme Ausnahmesituation bringt - das können wohl nur diejenigen wirklich nachvollziehen, die an Diabetes, Morbus Crohn oder Depressionen erkranken. Mit Diagnose, Therapie und Prognose ist im Fall des Falles zwar eine Menge getan. Aber Leben und Alltag chronisch Kranker folgt eigenen Gesetzen.
Dieser Einsicht wird immer häufiger Rechnung getragen. In bundesweit sechs "Kooperationsberatungen für Selbsthilfegruppen und Ärzte" (KOSA) arbeiten Ärzte und Patienten über die Begegnung in der Arztpraxis hinaus zusammen. In Hessen, bald auch in Niedersachsen, treten Patienten darüber hinaus in den Qualitätszirkeln der Ärzte als Experten der jeweiligen Erkrankungen auf.
Ohne Zweifel ein großer Schritt zur besseren Versorgung. Mehr noch. Über die erhellenden Einzelheiten, die Selbsthilfegruppen zum Verständnis ihrer Krankheit beizutragen haben, begeben sich hier Ärzte auf Entdeckungstour in die Erfahrungswelt ihrer Patienten. Sie stellen einmal mehr fest: Den Tücken des Patienten-Alltags kann man in der Regel nicht immer mit dem Rezeptblock begegnen.
Für viele Ärzte ist darum der eigentliche Gewinn solcher Kooperationen dieser: Verständnis. Andersherum lernen die Patienten, dass ihre Ärzte nicht dem Vorurteil des "teuren Handwerkers am Menschen" entsprechen, sondern dass sie mit Engagement das Wohl der Kranken suchen.