"Frauen unterschätzen ihre Lebenserwartung"

ROSTOCK (di). In der Pflege ist ein Umdenken erforderlich: Die Zahl der alten Menschen mit leichten gesundheitlichen Beeinträchtigungen wird stark zunehmen, schwere Pflegefälle werden selten.

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Besonders Frauen sollten sich nach Ansicht von Professor Gabriele Do-blhammer auf ein langes Leben einstellen, das aber von leichten gesundheitlichen Beeinträchtigungen gekennzeichnet sein wird. Männer dagegen werden nach der Prognose der Leiterin des Rostocker Zentrums zur Erforschung des Demografischen Wandels zwar gesünder, aber weiterhin kürzer leben als Frauen.

Nach ihren Daten sind nur zwölf Prozent der Frauen ab 50 über einen Sechs-Jahreszeitraum hinweg stabil gesund. Bei Männern sind dies 18 Prozent. Wenn sich bei den Männern aber die Gesundheit verschlechtert, haben sie ein deutlich höheres Risiko zu sterben, als Frauen. Doblhammer hat auch herausgefunden, dass bei den Menschen ab 75 Jahren die Dauer der gesunden Lebensjahre leicht zunimmt und die Dauer der schweren Pflegebedürftigkeit abnimmt.

Die Dauer der leichten Beeinträchtigungen aber steigt in dieser Altersgruppe deutlich an. Auf diese Veränderungen sollten sich besonders die Frauen einstellen, rät Doblhammer: "Frauen unterschätzen noch immer ihre Lebenserwartung. Sie bedenken oft nicht, dass sie bei schlechterer Gesundheit sehr alt werden können", sagt Doblhammer.

Mit der Zahl der leicht Pflegebedürftigen steigt nach ihren Erwartungen aber auch die Zahl der potenziell Pflegenden aus der Familie - denn in den kommenden Jahrzehnten werden weitaus mehr Menschen als bislang als Paar alt. Um den Ehepartnern die leichte Pflege zu ermöglichen, ist laut Doblhammer Unterstützung nötig. Mögliche Maßnahmen wären etwa eine angemessene Vergütung von Pflege in der Familie, die Anerkennung solcher Zeit als Rentenbeitragsjahre und zielgerichtete ergänzende Angebote durch ambulante Dienste. Zugleich müssten die Betroffenen selbst vorsorgen, sagte Doblhammer.

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