Dem Arzt im Alltag über die Schulter geblickt
Gute Schulen für die Kinder, berufliche Perspektiven für den Ehepartner: Dies macht die Niederlassung auch in strukturschwachen Regionen attraktiv.
Veröffentlicht:MAINZ. Die Untersuchung über Faktoren, die eine Niederlassung von Ärzten begünstigen, ist ein praxisnahes Beispiel für die Förderinitiative Versorgungsforschung der Bundesärztekammer. Professor Peter Scriba, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der BÄK, wird dem am Dienstag beginnenden Deutschen Ärztetag einen Zwischenbericht über die bis 2011 laufende Förderinitiative geben.
Kernziel des Projekts: Ärzte sollen in der Versorgungsforschung ihre Kompetenz zeigen und sagen, wie die Qualität der Versorgung noch besser werden kann, erläutert Scriba der "Ärzte Zeitung". Die BÄK initiiert und finanziert daher seit 2005 die Projekte mit jährlich 750 000 Euro.
Die Untersuchungen sind praxisnah angelegt - wie beispielsweise die Studie über Faktoren, die Ärzte zur Niederlassung in strukturschwachen Regionen motivieren: Danach ist es eben keineswegs nur der Faktor Einkommen, der über das Ja oder Nein einer Niederlassung entscheidet.
Das im Jahr 2005 gestartete Förderprojekt soll die Arbeit von Ärzten unter Alltagsbedingungen untersuchen. Ärzte sollen so in die Lage versetzt werden, sich auf Basis belastbarer Daten zu gesundheitspolitischen Themen zu äußern. Ziel ist es auch, "Hofastrologen" die Stirn zu bieten, jener Zunft vermeintlich alleswissender Berater von Politikern und Regierung, die Ärzten stetig aufs Neue ihre Fehler vorrechnen.
Im kommenden Jahr muss über die Fortführung der Initiative entschieden werden, die anderenfalls 2011 auslaufen würde. "Heftig" werde gegenwärtig verhandelt, wie und unter wessen Trägerschaft das BÄK-Programm nach 2011 fortgesetzt werden kann. Das Team um Scriba sucht nach Partnern für eine Forschungs-Allianz. Dieser Wunsch treffe "auf immer offenere Ohren" bei gesetzlichen Kassen und Rentenversicherungsträgern, berichtet Scriba.
Auf drei Themenfelder konzentriert sich die Initiative: Wie werden Leitlinien im ärztlichen Alltag implementiert? Wie wirkt sich die Ökonomisierung auf die ambulante und stationäre Versorgung aus? Und: Welche Konsequenzen hat die Berufszufriedenheit von Ärzten für die Patientenversorgung? So untersucht beispielsweise ein Projekt die Wirksamkeitsbedingungen von Leitlinien, berichtet Scriba. Leitlinien könnten noch so umfassend in der Fachgemeinde konsentiert worden sein - wenn sie nicht bekannt gemacht werden und Anreize für die Umsetzung bestehen, wird ihr Nutzen begrenzt sein.
Die Ergebnisse der Versorgungsforschung sollen für die konkrete Politikberatung genutzt werden. Für Ärztepräsident Professor Jörg-Dietrich Hoppe geht es bei der BÄK-Initiative darum, "auf Augenhöhe mit Politikern zu diskutieren".