Schlecht hören können sie gut: die Senioren. Ein Problem, das fast jeden zweiten trifft, aber oft ignoriert wird. Doch moderne Therapieverfahren helfen, dass Schwerhörige wieder gut kommunizieren können.

Von Philipp Grätzel

Fast die Hälfte aller Menschen über 65 Jahre hat eine behandlungsbedürftige Schwerhörigkeit. Doch adäquat versorgt ist nur ein Bruchteil. Neue Implantate erweitern die Therapiepalette. Wichtig ist aber auch eine professionelle Betreuung der Betroffenen.

"Wie bitte?" - Schwerhörigkeit trifft fast jeden zweiten älteren Menschen.

"Wie bitte?" - Schwerhörigkeit trifft fast jeden zweiten älteren Menschen.

© Foto: imago

"Wir haben hier auch im Angesicht des demographischen Wandels ein deutlich wachsendes Problem", betont Professor Arneborg Ernst, Direktor der HNO-Klinik am Unfallkrankenhaus Berlin. Er leitet heute im Rahmen des Deutschen Ärzteforums das Symposium "AHEAD III" zur Altersschwerhörigkeit.

Gemäß der Heil- und Hilfsmittelrichtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses ist eine Schwerhörigkeit dann behandlungsbedürftig, wenn das Hörvermögen bei den Kommunikationsfrequenzen zwei und drei KHz um mehr als 30 Dezibel eingeschränkt ist.

Doch nur einer von zehn Menschen mit Altersschwerhörigkeit wird hier zu Lande mit einer Hörhilfe ausgestattet. Und davon benutzt nur etwa jeder dritte das Gerät nach einem Jahr noch. Die anderen kommen damit im Alltag nicht klar. Abhilfe kann es nur geben, wenn das Thema Altersschwerhörigkeit in Deutschland enttabuisiert wird. "Andere Länder gehen da sehr viel offener mit um", so Ernst. Das geht von speziell auf die ältere Bevölkerung zugeschnittenen Kampagnen bis hin zu formalisierten Screeningprogrammen, um Betroffene möglichst früh zu erkennen. Einige solcher Programme werden im Rahmen des AHEAD III-Symposiums beim Hauptstadtkongress vorgestellt. AHEAD III ist eine Förderinitiative der Europäischen Union, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, Diagnostik und Therapie der Altersschwerhörigkeit EU-weit voran zu bringen.

Frühe Therapie sichert lange Lebensqualität.

Therapeutisch ist die Palette heute breiter als noch vor einigen Jahren. Neben den klassischen Hörgeräten und den schon länger etablierten Cochlea-Implantaten gibt es teilimplantierbare Hörgeräte, die bei einigen Indikationen seit Kurzem auch von der GKV erstattet werden. "Wir schätzen, dass etwa 40 Prozent der über 70jährigen ein Hörgerät benötigen. Und etwa drei Prozent der Patienten mit Altersschwerhörigkeit sollten ein Teilimplantat erhalten", sagt Ernst.

Die effektive Therapie ist nicht nur deswegen wichtig, weil sie dazu beiträgt, soziale Kontakte aufrecht zu erhalten. Sie verhindert auch eine Verschlimmerung des Problems: Denn nicht selten wird eine herkömmliche - im Innenohr angesiedelte - Altersschwerhörigkeit ohne Therapie von einer zusätzlichen zentralen Schwerhörigkeit überlagert, bei der dann Nervenzellen im Großhirn degenerieren. "Eine frühe Therapie kann das verhindern und damit im Alter eine hohe Lebensqualität deutlich länger aufrecht erhalten", so Ernst.

AHEAD III - Schwerhörigkeit im Alter 28. Mai, 16.15  - 18.00 Uhr, Saal 10

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