Kommentar
Charité im Regen
Eine neue Landesbibliothek und eine Kunsthalle sind für Berlin wichtiger als die Sanierung der Charité. In Klassenzimmer darf es nicht reinregnen, in Krankenzimmer schon. Das Land macht zwar Schulden von mehreren Milliarden Euro, aber nicht für die Charité. So lassen sich die Ergebnisse der Klausur des Berliner Senats lesen. Die größte Uniklinik in Europa genießt zwar in der Welt einen großen Ruf, scheinbar aber nicht bei den Politikern vor ihrer Haustür. Die stören sich nicht weiter daran, dass bereits Regenrinnen im Inneren des maroden Bettenhochhauses in Mitte installiert werden mussten.
Hat die Berliner Politik nicht verstanden, dass die Uniklinik das Land nicht nur Geld kostet, sondern ihm auch jede Menge Wirtschaftsleistung bringt - sei es direkt durch Drittmittel oder indirekt durch die wachsende Gesundheitswirtschaft Berlins? Die Charité steht als Leuchtturm und Marke im Zentrum des wichtigsten und produktivsten Wirtschaftszweigs der Hauptstadt. Sie sendet wesentliche Signale für Industrieansiedlungen wie etwa den Umzug von Pfizer nach Berlin.
Die "Gesundheitshauptstadt Berlin" verkommt zum Lippenbekenntnis, wenn der Senat nicht bald mit Taten deutlich macht, was ihm die Charité bedeutet.
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