Ab diesem Herbst hat Krebsinformation eine Hotline

Eine zentrale Anlaufstelle für Fragen zu Krebs gibt es in Deutschland bislang nicht. Das soll sich nun ändern. Ab Herbst sollen sich Ratsuchende unter der Rufnummer 0800-420 30 40 informieren können.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:

BERLIN. Um in Zukunft allen interessierten Bundesbürgern Beratung zu allen Fragen rund um das Thema Krebs anbieten zu können, werden die bislang getrennten Beratungsangebote des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg und der Deutschen Krebshilfe in Bonn zu einem Angebot zusammengeführt. Weitere Partner der Initiative sind die Bundesministerien für Gesundheit (BMG) sowie Bildung und Forschung (BMBF).

Neben der kostenlosen telefonischen Beratung unter 0800-420 30 40 soll nach Angaben der vier Partner auch ein Internet-Dienst eingerichtet werden. Per Mail eintreffende Anfragen sollen innerhalb von zwei Werktagen beantwortet werden. Um alle eingehenden Fragen möglichst zeitnah abarbeiten zu können, werde das bisherige Beratungsteam des KID bis spätestens Ende des Jahres um zehn auf dann 62 Mitarbeiter aufgestockt, teilte DKFZ-Vorstandsvorsitzender Professor Otmar D. Wiestler am Montag in Berlin mit.

Für 2010 sei der Aufbau eines Krebsinformationsdienstes speziell für niedergelassene Ärzte geplant, kündigte Wiestler an. Wegen der Vielzahl von Krebserkrankungen - Wiestler sprach von etwa 200 unterschiedlichen Krebsarten - und der rasanten Fortschritte in der Medizin gebe es sowohl bei betroffenen Patienten wie auch bei behandelnden Ärzten einen riesigen Bedarf an Beratung.

Die Parlamentarische Staatssekretärin im BMG, Marion Caspers-Merk (SPD), sprach mit Blick auf das neue Informationsangebot von einem "guten Tag für alle, die fachlich fundierte und vor allem unabhängige Beratung zum Thema Krebs suchen". Menschen, die mit der Diagnose Krebs konfrontiert würden, hätten nicht nur viele Sorgen und Ängste, "sondern auch viele Fragen". Daher sei es gut, dass Krebsforschungszentrum und Krebshilfe ihre Beratungskompetenz bündeln und gemeinsam zur Verfügung stellen. "Damit stellen wir sicher, dass Patienten und Angehörige Informationen zum Thema Krebs auf höchstem Qualitätsniveau und nach gleichem Stand erhalten", sagte Caspers-Merk.

In Deutschland erkranken jedes Jahr über 400 000 Menschen neu an Krebs - Männer am häufigsten an Prostatakrebs, Frauen an Brustkrebs. Das KID wurde 1986 nach dem Vorbild des US-amerikanischen Cancer Information Service gegründet, um die Öffentlichkeit mit wissenschaftlich gesicherten Informationen über Krebs zu versorgen. Beim KID gehen heute bereits jährlich rund 30 000 Anfragen ein.

Thomas Rachel (CDU), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesforschungsministerium, wies in diesem Zusammenhang daraufhin, dass der Beratungsservice bislang nicht allen Bundesbürgern zur Verfügung stehe. "Wir möchten aber allen, die Fragen zum Thema Krebs haben, helfen und Beratung zur Verfügung stellen." Der Gesamtbedarf an Beratung zu Fragen zum Thema Krebs liege hochgerechnet auf das gesamte Bundesgebiet bei bis zu 200 000 Anfragen jährlich, so Rachel.

Gerd Nettekoven, Geschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, sagte, wegen begrenzter Kapazitäten könnte auch seine Organisation derzeit nicht alle Fragen von Ratsuchenden zeitnah beantworten. Durch die neue Allianz werde dem hohen Bedarf an Krebsinformationen nunmehr Rechnung getragen. Im Übrigen sei die Initiative ein gutes Beispiel für eine sinnvolle Kooperation zwischen der öffentlichen Hand und einer privaten Organisation. "Nur so können ambitionierte Projekte umgesetzt werden", betonte Nettekoven.

Immer mehr Neuerkrankungen

Schätzungen des Robert Koch-Instituts zufolge waren in Deutschland im vergangenen Jahr 436 500 Krebsneuerkrankungen und damit 11 5000 mehr als noch im Jahr 2002 zu verzeichnen. Damit steht der Krebs nach Herz-Kreislauferkrankungen bei Männern wie Frauen an zweiter Stelle der häufigsten Todesursachen. Derzeit sterben jährlich rund 210 000 Menschen an Krebs.(hom)

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Geplante Abwicklung des ÄZQ zum Jahresende

DEGAM wirbt für Fortsetzung des NVL-Programms

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer