Ältere Patienten fordern bessere Infos über Nebenwirkungen

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Patientengespräch. Nicht immer sind ältere Menschen zufrieden, wenn sie über verordnete Medikamente informiert werden.

Patientengespräch. Nicht immer sind ältere Menschen zufrieden, wenn sie über verordnete Medikamente informiert werden.

© Foto: Bilderbox

Von Marion Lisson

Welche Wünsche haben ältere Patienten, wenn es um Arzt-Informationen über verordnete Medikamente geht? Eine Studie von Versorgungsforschern der Universität Heidelberg liefert bemerkenswerte Ergebnisse.

HEIDELBERG. Besonders ältere Menschen wünschen von ihrem behandelnden Arzt intensiv über verordnete Medikamente und gegebenenfalls mögliche Nebenwirkungen informiert zu werden. "In der Praxis rate ich daher bei Senioren zu einer regelmäßigen Arzneimittelberatung durch den Hausarzt", macht Dr. Cornelia Mahler, Mitarbeiterin der Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung des Universitätsklinikums Heidelberg, deutlich. Ältere Patienten müssten häufig gleich mehrere Medikamente am Tag einnehmen. Hinzu käme, dass gerade diese Gruppe die medizinischen Informationen schlecht verstehen oder sie nicht im Gedächtnis behalten könne.

Die Patienten waren im Durchschnitt 70 Jahre alt

Zwischen Mai und Dezember 2007 hatten Mahler und ihr Team eine Gruppe von über 800 älteren AOK-Versicherten (Durchschnittsalter 70 Jahre) befragt, wie sie das Medikamentengespräch in der Arztpraxis beurteilen würden. Die Rücklaufquote lag bei 70,95 Prozent.

Lob ernteten die Mediziner dabei grundsätzlich mit Blick auf ihre anwendungsbezogenen Informationen. Hier zeigten sich die Patienten weitgehend zufrieden. Die Befragten gaben dabei an, ihre Ärzte hätten ihnen erklärt, wie das Medikament heißt (Zustimmung von 84,7 Prozent), was es bewirkt (80,7 Prozent), wie es wirkt (71,3 Prozent), wie lange sie es einnehmen müssen (69,2 Prozent) und wie sie das Medikament anwenden sollen (88,5 Prozent).

Weniger zufrieden zeigten sich Patienten mit Informationen zu möglichen Risiken und Nebenwirkungen. Mahler: "Insgesamt sind hier noch 30 bis 50 Prozent der Patienten nicht zufrieden mit den Informationen."

Konkret hätten die Senioren dabei bemängelt, dass Ärzte ihnen zu selten sagten, ob Nebenwirkungen möglich sind, mit welcher Häufigkeit sie auftreten und was in solche einem Fall zu tun ist. Viele Senioren hätten auch den Hinweis vermisst, ob das Medikament schläfrig machen oder ihr Sexualleben beeinträchtigen könne. Auch über die Probleme, die bei der gleichzeitigen Einnahme mehrerer Medikamente auftreten können, fühlten sich ältere und nicht selten chronisch kranke Versicherte unzureichend informiert.

"Ausdrücklich soll hier betont werden, dass die Ergebnisse keine Informationen über die tatsächlich mit dem Patienten besprochenen Inhalte im Medikamentengespräch wiedergeben, sondern die individuelle Wahrnehmung der Patienten ausdrücken", warnt Mahler vor zu schnellen Schlussfolgerungen. Es könne durchaus sein, dass der Arzt den Aspekt der Nebenwirkungen sehr wohl im Gespräch thematisiert habe, die Menge an Information oder die Art der Vermittlung den Patienten aber nicht zufrieden gestellt oder erreicht habe.

Tabletteneinnahme wurde manchmal vergessen

Regelmäßige und strukturierte Gespräche über die Medikamenteneinnahme seien hier hilfreich. Die Untersuchung zeige schließlich grundsätzlich, dass ältere Patienten verstärkt über arzneimittelbezogene Probleme informiert werden möchten, so Mahler.

Die Studie mache im Übrigen auch deutlich: Zufriedene Patienten nehmen ihre Medikamente zuverlässiger ein. Zwar sei die Therapietreue in der Studie insgesamt hoch gewesen. Die Hälfte der Patienten gab jedoch zu, die Tabletteneinnahme hin und wieder zu vergessen.

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