Krebsforscher fordern strenges Rauchverbot

Die Nichtraucherschutzgesetze in der Gastronomie waren ein guter Anfang: Doch ein bundesweit einheitliches Gesetz fehlt, kritisiert das Deutsche Krebsforschungszentrum.

Von Sunna Gieseke Veröffentlicht:
Das Deutsche Krebsforschungszentrum appeliert beim Nichtraucherschutz für ein Ende der Ausnahmen.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum appeliert beim Nichtraucherschutz für ein Ende der Ausnahmen.

© dpa

BERLIN. Es hat einen Aufschrei in der Gastronomie gegeben, als 2007 Nichtraucherschutzgesetze bundesweit in Kneipen umgesetzt wurden. Weniger Rauch, weniger Umsatz - so die Befürchtung vieler Wirte.

Nicht ganz ohne Stolz präsentierte jetzt das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) am Dienstag in Berlin die Ergebnis einer Studie, die das Gegenteil belegt: Die Nichtraucherschutzgesetze beeinflussen das Rauchverhalten - auch in den privaten Räumen - und schärfen das Bewusstsein der Bevölkerung für die Nebenwirkungen des Rauchens. Einzig auf den Umsatz in Kneipen hätten die Nichtrauchergesetze keine Wirkung, sagte Dr. Martina Pötschke-Langer, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention am DKFZ. "In den Jahren 2007 bis 2010 sind mit den entsprechenden Bundes- und Ländergesetzgebungen eindeutige Verbesserungen des Nichtraucherschutzes erreicht worden", so Pötschke-Langer. Dennoch sei der gesetzliche Nichtraucherschutz in der Gastronomie immer noch "lückenhaft und inkonsequent". In Bayern wird es beispielsweise am 4. Juli einen Volksentscheid über ein strengeres Nichtrauchergesetz geben.

Daher sei die Bundesregierung gefragt. Diese müsse eine bundesweit einheitliche Nichtraucherschutzregelung treffen, um Beschäftigte und Gäste vor den Gefahren des Passivrauchens zu schützen.

"Seitdem die Rauchverbote bestehen, ist die Belastung mit Tabakrauchpartikeln, die tief in die Lunge eindringen können, um rund 80 Prozent gesunken", betonte Pötschke-Langer. Allerdings sei das nur der Fall, wenn das Rauchen vollständig untersagt sei. Der Gesetzgeber habe allerdings viele Ausnahmeregelungen getroffen: Gebe es zum Beispiel Raucherräume, dringe der Qualm in den Nichtraucherraum vor. Dieser sei dann viermal so stark belastet wie ein Gastronomiebetrieb ohne Raucherraum. Auch heute noch seien Raucherräume, Raucherkneipen und Raucherclubs besonders stark durch Tabakrauchpartikel belastet. "Die Mitarbeiter solcher Betriebe sind immer noch einer vermeidbaren hohen Gesundheitsgefahr ausgesetzt, denn Tabakrauch enthält eine Vielzahl giftiger, krebserzeugender und erbgutverändernder Substanzen", sagte Pötschke-Langer. 

Eine vollständig rauchfreie Gastronomie führe zu einer Verringerung der Gesundheitsbeeinträchtigungen bei den Mitarbeitern der Gastronomie. Internationale Studien belegten insbesondere bei nichtrauchenden Beschäftigten signifikante Verbesserungen von Atemwegsbeschwerden sowie eine Verbesserung der Lungenfunktion.

"Nichtraucherschutz ist Verbraucherschutz, der von der Bevölkerung gewünscht wird", sagte der Gesundheitsexperte des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, Stefan Etgeton. "In Deutschland sprechen sich mehr als 70 Prozent der Bevölkerung für Rauchverbote in Gaststätten aus."

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Rauchverbote - ohne Ausnahmen!

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