Der Standpunkt

Brennglas Berlin

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:

Der Autor ist stellv. Chefredakteur und Ressortleiter Gesundheitspolitik der Ärzte Zeitung. Schreiben Sie ihm: helmut.laschet@springer.com

Wie in einem Brennglas offenbart die Hauptstadt Berlin die Probleme dieser Republik. Die jetzt losgetretene Debatte um eine Reform der Bedarfsplanung am Beispiel Berlins demonstriert den Umgang mit - notwendigen - Veränderungen: Jeder Vorschlag wird so lange gewendet, bis er ad absurdum geführt ist. Konkret: eine Novellierung der Bedarfsplanung würde dazu führen, dass am Ende Ärztemangel herauskäme.

Tatsache ist: Berlin mit seinen 3,5 Millionen Einwohnern, mit einer Ausdehnung von im Maximum 50 Kilometern, mit einer Zergliederung in Bezirke mit ausgeprägtem Kiezdenken ist keine Einheit, sondern eine in jeder Hinsicht heterogene Städteagglomeration.

Dies mit ausgeprägter Segregation, an der Ärzte ihren Anteil haben: In den letzten Jahren hat jeder zehnte Arzt seinen Sitz aus den Problembezirken Neukölln, Lichtenberg und Mitte in den wohlhabenderen Westen und Südwesten verlegt. Das war auch Folge eines Paradigmenwechsels in der Bedarfsplanung von einem Extrem ins andere.

Das Konzept starrer Grenzen, bei dem eine Praxisverlegung um die Straßenecke herum nicht möglich war, wurde von Schrankenlosigkeit abgelöst, das die Durchsetzung egoistischer Interessen begünstigt hat.

Der Stadt, die über eine einmalige öffentliche Infrastruktur verfügt, ist ihre Bürgerlichkeit abhanden gekommen: das Interesse seiner Einwohner am Gemeinwohl.

Man geriert sich als arm, findet das aber sexy, wie der Regierende Bürgermeister glaubte vor dem Bundesverfassungsgericht darlegen zu müssen. Diese Geisteshaltung hat weite Teile der öffentlichen Institutionen infiziert. Die der Ärzte laufen Gefahr, es gleichzutun.

Dabei hat kaum eine andere Region so gute Chancen und Voraussetzungen wie Berlin, mit innovativen Versorgungs- und Organisationskonzepten Modelle zu schaffen, wie Medizin angesichts der Herausforderungen einer alternden Gesellschaft praktiziert werden könnte. Dazu gehört allerdings mehr, als nur zu sagen, was nicht funktionieren könnte.

Lesen Sie dazu auch den Hintergrund: Planspiel Bedarfsplanung: So ensteht auch in Berlin ein Ärztemangel

Lesen Sie dazu auch: Schwere Bedenken gegen Bedarfsplanung en détail

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Wenige Genehmigungen entzogen

KBV veröffentlicht Qualitätsbericht für 2022

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Kommunikation und Datenschutz

Neue Perspektiven für IT in der Praxis

Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“