Demografie-Studie

Rezepte für die Schrumpfrepublik Deutschland

Demografie-Experten fordern in einer Studie neue Entwicklungskonzepte für dünn besiedelte Landstriche, die von Abwanderung und Schrumpfung betroffen sind - auch bei der medizinischen Versorgung.

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BERLIN. Bevölkerungsforscher fordern ein neues Leitbild, um die medizinische Versorgung auf dem Land zu gestalten.

Nötig sei, "den richtigen Ordnungsrahmen für das Kleinerwerden aufzustellen", heißt es in der Studie "Vielfalt statt Gleichwertigkeit", die am Montag in Berlin vorgestellt worden ist.

Die bisherige gesetzliche Vorgabe, die Lebensverhältnisse in Deutschland sollten gleichwertig sein, zementiere die Vorstellung, dass eine einheitliche Vorstellung in Stadt und Land möglich sei.

Dem widersprechen die Autoren des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung und des Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) Potsdam. Wo junge Menschen abwandern und nur noch wenige Personen in Dörfern leben, müssten neue Versorgungskonzepte her.

Die Forscher haben alternative Leitbilder der Entwicklung an den Themen Wasser, Energie, Mobilität sowie am Beispiel der sozialen Infrastruktur durchdekliniert. Dazu gehört neben der Schule auch die medizinische Versorgung.

Neue Konzepte benötigt

Alle Anreize für eine bessere hausärztliche Versorgung auf dem Land - erwähnt wird etwa das Versorgungsstrukturgesetz - werden nach Ansicht der Autoren den Hausärztemangel "nicht vollständig und vor allem nicht dauerhaft beheben". Nötig seien "neue Konzepte fernab der üblichen Lösungsstrategien".

Einige der Vorschläge:

- Ärzte sollten generell die Möglichkeit erhalten, nicht-ärztliche Praxisassistentinnen zu beschäftigen, die in bestimmten Fällen Hausbesuche übernehmen. Bislang sind deren Leistungen nur dann abrechenbar zulasten der GKV, wenn die Region als unterversorgt gilt.

- Die Abrechnungsmöglichkeiten für Ärzte, die in mobilen Krankenstationen arbeiten, sollten verbessert werden.

- Beim Einsatz der Telemedizin sollte Deutschland von den Niederlanden lernen, fordern die Autoren. Dort sei Telemedizin seit langem in die Regelversorgung integriert.

- Ausdrücklich plädieren die beiden Institute dafür, Hausärzte durch Förderprogramme dazu zu bewegen, zumindest einen Teil ihres Arbeitslebens auf dem Land zu verbringen. Alternativ wird vorgeschlagen, Gemeinden, Regionen und Versorgungszentren könnten im Fall lokalen Ärztemangels "für einen Teil der allgemeinärztlichen Ausbildung finanziell aufkommen" - verbunden mit der Bedingung, anschließend für eine bestimmte Zeit dort zu praktizieren.

- Landkreise und Kommunen sollten stärker als bisher auf Ärzte zugehen und "ihnen ein attraktives Arbeitsumfeld anbieten". Als eine Möglichkeit wird dazu das Medizinische Versorgungszentrum erwähnt. Dort hätten sich bereits verschiedene Modelle etabliert: Arbeit von Ärzten auf Honorarbasis, die Teamarbeit von festangestellten ambulant und stationär tätigen Ärzten oder aber niedergelassene Mediziner, die jeweils eine Zweigpraxis beispielsweise in einer alten Schule eingerichtet haben. (fst)

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