TK-Studie

Jede MRE-Infektion bringt 17.500 Euro Mehrkosten

Aufwändige Behandlung, lange Klinikaufenthalte, viele Arzneien: Die medizinische Versorgung von mit multiresistenten Erregern (MRE) infizierten Personen verursacht für die Krankenkassen jährliche Mehrkosten in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro. Das hat eine TK-Studie ergeben.

Veröffentlicht:

FRANKFURT AM MAIN. Das Ergebnis spricht eine deutliche Sprache: Jede einzelne Infektion mit multiresistenten Erregern (MRE) verursacht 17.500 Euro Mehrkosten.

Insgesamt zieht die medizinische Versorgung von mit MRE infizierten Personen für die Krankenkassen so jährliche Mehrkosten in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro nach sich.

Das hat eine Studie des Wissenschaftlichen Instituts der Techniker Krankenkasse (WINEG) ergeben.

Das Institut hat gemeinsam mit Forschern der Universität Greifswald anonymisierte Daten von bundesweit 11.000 TK-Versicherten ausgewertet, die sich mit MRE angesteckt hatten.

Kostenfaktor: 27 Tage im Krankenhaus

MRE-Patienten müssen durchschnittlich 27 Tage im Krankenhaus bleiben.

Das ist dreimal so lang wie die reguläre Verweildauer und der Grund dafür, dass 90 Prozent der anfallenden Mehrkosten im stationären Sektor entstehen.

Demnach verursacht ein MRE-Fall allein im Krankenhaus Mehrkosten von 16.230 Euro.

Nach dem Krankenhausaufenthalt entstehen durch die Infektion Kosten in Höhe von 100 Euro für ambulante Nachfolgebehandlungen.

Zudem müssen zur Bekämpfung der Infektion Medikamente mit einem durchschnittlichen Wert von 1.187 Euro verordnet werden. Hochgerechnet auf alle Krankenkassen entstehen durch die Infektion mit multiresistenten Erregern so Kosten in Höhe von jährlich mehreren hundert Millionen Euro.

Patientenzahlen nicht eindeutig

Valide Daten darüber, wie hoch die Zahl der Menschen ist, die deutschlandweit jährlich aufgrund einer Infektion mit multiresistenten Erregern erkranken, gibt es bislang nicht.

Experten-Schätzungen schwanken zwischen mehreren Hunderttausend bis zu einer Million Infektionen.

Auch die Angaben darüber, für wie viele Patienten eine Ansteckung tödlich endet, differieren erheblich.

Während das Bundesgesundheitsministerium von 10.000 bis 15.000 Fällen jährlich ausgeht, vermutet die deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene bis zu 40.000 Todesfälle.

"Fest steht allerdings, dass viele Infektionen durch die Einhaltung von adäquaten Hygienemaßnahmen in den Krankenhäusern vermeidbar wären", sagt Dr. Barbara Voß, Leiterin der TK-Landesvertretung Hessen.

TK plädiert für generelle Tests

Um die Zahl von Infektionen mit multiresistenten Erregern zu verringern, plädiert die TK bereits seit längerem für generelle Tests von Risikogruppen bei der Krankenhausaufnahme.

"Die Kliniken müssen das Risiko beseitigen, bevor die Keime die Betroffenen und weitere Patienten infizieren. Wir dürfen mit der Bekämpfung von multiresistenten Erregern nicht erst nach der Operation beginnen, wenn die Erreger in den Körper eingedrungen sind und die Wunde nicht heilt", so Voß.

Vor allem das Marienkrankenhaus in Kassel gehe hier vorbildlich voraus. Die Klinik hatte Ende Juli angekündigt, ab September dieses Jahres alle Patienten auf multiresistente Klinikkeime testen zu wollen.

Im März hatte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) bereits einen Zehn-Punkte-Plan zum Kampf gegen die Klinikkeime vorgelegt.

Erwogen wird darin auch ein verpflichtendes generelles Keimscreening bei Risikopatienten . Dazu sollen aber erst noch Ergebnisse von Modellvorhaben abgewartet werden. (eb/chb)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Dr. Wolfgang P. Bayerl 05.08.201521:34 Uhr

Ich sach ja immer, die Krankenkassen können nicht rechnen.

Sie können auch Ursache und Wirkung nicht auseinander halten.
Wenn ich einen MRE in der Nase habe, kostet das keinen Pfennig.
Diese Patienten sind nicht krank durch MRE, sondern sie haben MRE weil sie sehr krank sind. Meistens sind es ihre eigenen Keime.

Sonderberichte zum Thema
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Podiumsdiskussion von Gilead Sciences beim DÖAK 2025 von links: Dr. Nazifa Qurishi, Fachärztin für Innere Medizin und Infektiologie, Gemeinschaftspraxis Gotenring Köln; Kelly Cavalcanti, HIV-Aktivistin und Referentin für Gesundheit und Empowerment, Köln, und Martin Flörkemeier, Senior Director Public Affairs, Gilead Sciences, München

© Gilead

Unternehmen im Fokus

HIV-Versorgung: Vertrauen in unruhigen Zeiten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Abb. 1: PD-1-Inhibitoren: immunvermittelte Nebenwirkungen

© Springer Medizin Verlag GmbH

Thoraxchirurgie beim nichtkleinzelligen Lungenkarzinom

Wie können neoadjuvante Immuntherapien die Tumorresektion beeinflussen?

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Lesetipps
Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie