Kommentar

Das Gesundheitssystem in einer Schönwetter-Phase?

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:

Von solchen Noten hat Ulla Schmidt als Bundesgesundheitsministerin nur träumen können: 40 Prozent der Deutschen haben gegenwärtig einen "guten Eindruck" von der Gesundheitspolitik der Bundesregierung. Der Zustimmungswert im vorletzten Amtsjahrs Schmidts 2008 lag bei 18 Prozent.

Selbst bei den notorisch nörglerischen Ärzten ist die Zustimmung von acht auf 25 Prozent gestiegen, wie aus dem gestern vorgestellten MLP-Gesundheitsreport 2016 hervorgeht.

Das lässt sich erklären: Hohe Defizite zwangen in den 2000er Jahren zu schmerzhaften Reformen wie die Einführung des Zusatzbeitrags und Leistungsausgrenzungen. Diese Reformen, die Schaffung des Gesundheitsfonds und eine seit 2010 stabile Aufwärtsentwicklung der Wirtschaft haben auch der Gesundheitsversorgung Luft gegeben: Erstmals seit langem werden in der Kranken- und Pflegeversicherung Leistungen aufgestockt.

Auch aktuelle Reformen, die Ärzte unmittelbar betreffen, finden bei diesen ein überwiegend positives Echo: Vor allem das Recht von Patienten auf Zweitmeinung bei planbaren Operationen, die E-Karte zur Speicherung von Notfalldaten und Medikation, Strukturfonds zur Förderung der Niederlassung in ländlichen Gebieten und die Instrumente des E-Health-Gesetzes. Einzig die Terminservicestellen stoßen auf Ablehnung der niedergelassenen Ärzte.

Also alles im Lot für Hermann Gröhe? Durchaus nicht! Die Bürger wie auch die Ärzte befürchten, dass die sich Gesundheitsversorgung in einer vorübergehenden Schönwetter-Phase befindet. Besonders ausgeprägt ist die Sorge wegen wachsender personeller Engpässe. Jeder dritte niedergelassene Arzt arbeitet in einer Region, die bereits von Ärztemangel betroffen ist.

Die Mehrheit der Vertragsärzte findet schwer qualifiziertes Personal. Der Anteil der Klinikärzte, die von Personalproblemen berichten, ist binnen vier Jahren von 58 auf 72 Prozent gestiegen. So mahnt denn auch die Allensbach-Chefin Professor Renate Köcher: "Wie erfolgreich sich der Gesundheitssektor in Konkurrenz zu anderen Branchen schlägt, hängt von der Attraktivität der Gesundheitsberufe ab. Es sind anstrengende Berufe; umso mehr muss über Arbeitsbedingungen, Honorierung und gesellschaftliche Anerkennung nachgedacht werden." Wohl war.

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