Konfokale Lasermikroskopie

Schmerzfreie und unblutige Alternative

Seit Jahren empfehlen Ärzte das Hautkrebs-Screening. Gibt es Hinweise auf ein gefährliches Mal, wird Patienten meist zu einer Exzision geraten. Eine Alternative kann die Untersuchung mit dem konfokalen Lasermikroskop sein. Doch die zahlt die Kasse nicht.

Wolfgang van den BerghVon Wolfgang van den Bergh Veröffentlicht:
Das konfokale Lasermikroskop im Einsatz: Professor Hans Michael Ockenfels.

Das konfokale Lasermikroskop im Einsatz: Professor Hans Michael Ockenfels.

© Hautklinik Hanau

HANAU. "Die meisten Flecken sind harmlos" – das verrät der entspannte Blick einer Giraffe auf dem Vorsorge-Flyer, den die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) zum Hautkrebs-Screening herausgegeben hat. Er soll Patienten motivieren, einen Termin zum Vorsorge-Check beim Haus- oder Hautarzt zu vereinbaren.

Hautkrebs gehört zu einer der häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Jährlich erkranken etwa 260 000 Menschen neu an Hautkrebs. Bei etwa 30 000 lautet die Diagnose malignes Melanom. Frühzeitig erkannt, ist Hautkrebs sehr gut heilbar. Doch reichen die Methoden aus, um eine sichere Diagnose zu stellen?

Seit 2008 gehört das Hautkrebs-Screening zum Leistungskatalog der Kassen. Damit garantieren sie Versicherten ab 35 Jahren alle zwei Jahre das Screening. Zum regulären Leistungsumfang gehört lediglich der Blick vom Scheitel bis zur Sohle mit dem bloßen Auge. Bei verdächtigen Stellen nimmt der Arzt eine helle Lampe und eine Lupe zur Hand. Erscheint ein Fleck auffällig, kann dieser mittels Auflichtmikroskop 8- bis 10-fach vergrößert werden.

In der Regel zu Exzision geraten

Dieses Bild, zum Beispiel Gleichmäßigkeit oder Ungleichmäßigkeit der Pigmentstrukturen, soll dann Hinweise auf eine eventuelle Gefährlichkeit des Mals geben. "Da gut 55 Prozent aller Melanome sich aus melanozytären Naevi entwickeln, wird dem Patienten in der Regel eine Exzision angeraten", erläutert Professor Hans Michael Ockenfels im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". Ockenfels leitet die Haut- und Allergiepraxis am Klinikum Hanau. Bei den Malen, bei denen auf eine Exzision verzichtet wird, kann es im Laufe der Zeit vor allem an lichtexponierten Stellen zu Veränderungen kommen, die auch durch eine auflichtmikroskopische Untersuchung nicht eindeutig zu klären sind, sagt Ockenfels: "In diesen Fällen kommt es zu einer blutigen Probeexzision."

Seit etwa zehn Jahren können solche Veränderungen mittels konfokalem Lasermikroskop zellgenau wahrgenommen werden. Die Klinik in Hanau führte wie die Charité in Berlin und die LMU in München als eine der ersten Hautkliniken in Deutschland vor sechs Jahren ein konfokales Lasermikroskop ein. Seit dieser Zeit wird das unblutige Verfahren bei suspekten melanozytären und unklaren, nicht melanozytären Läsionen eingesetzt, so Ockenfels, der als einer der führenden Spezialisten auf diesem Gebiet in Deutschland gilt. "Man erhält ein Bild eines Naevus, eines Melanoms oder einer Lentigo maligna in einem horizontalen Schnitt, als wäre die Stelle bereits herausgenommen und man würde den gängigen HE-Schnitt durch den Pathologen anschauen." Die Treffsicherheit liege bei 99 Prozent, so Ockenfels.

Die erste S1-Leitlinie zur konfokalen Lasermikroskopie in der Dermatologie (AWMF-Register-Nr. 013-076) wurde bereits 2011 publiziert und wird derzeit überarbeitet. Mittlerweile setzen auch die Unikliniken Göttingen, Greifswald, Düsseldorf, Heilbronn und Augsburg das Verfahren ein – ebenso über 30 Niedergelassene.

Für den Hausarzt sei es wichtig zu wissen, dass es das Verfahren gibt, "bei dem in der Regel ohne die notwendige Durchführung einer Probeexzision apparativ eine Hauthistologie möglich ist". Es sollte Patienten mit unklaren Befunden, wie nicht melanozytären Läsionen im Gesicht – "das sind Basaliome, aktinische Keratosen oder Plattenepithelkarzinome, die von dermalen Naevuszellnaevi oder anderen gutartigen Läsionen abzugrenzen sind" – empfohlen werden.

Kosten in Höhe von 150 Euro

Die Kassen übernehmen die Kosten von 150 Euro pro Naevus nicht. Ockenfels rechnet dennoch damit, dass in etwa fünf Jahren ein flächendeckendes Angebot an konfokalen Lasermikroskopen in der Dermatologie vorhanden sein wird.

Zudem wird die Diagnostik im Rahmen eines Präventionsprogramms für Spitzensportler eingesetzt. In dem Programm, das aus der Entwicklung mit der Stiftung Sporthilfe Hessen hervorgegangen ist, werden mittels Lasermikroskop kleinste Lichtschäden bei Athleten festgestellt. Darauf ist der Weltverband des Modernen Fünfkampfs im IOC aufmerksam geworden, der Ockenfels zum beratenden Arzt für dessen Athleten berufen hat.

Für den Hausarzt ist es wichtig zu wissen, dass es das Verfahren gibt, bei dem in der Regel ohne die Durchführung einer Probeexzision apparativ eine Hauthistologie möglich ist.

Professor Hans Michael Ockenfels Leiter der Haut- und Allergiepraxis am Klinikum Hanau

Mehr Infos zur Methode:

www.hautarzt-hanau.de

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