Gesunde Ratschläge auf über 900 Seiten

Mehr als 900 Seiten umfasst das neue Gutachten des Sachverständigenrats im Gesundheitswesen. Thematisiert wird darin die Versorgung von Kindern und älteren Patienten. In beiden Bereichen sehen die Experten noch erheblichen Handlungsbedarf.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Bessere Koordinierung der Versorgung: Die Gesundheitsweisen plädieren für spezielle Sprechstunden für Heranwachsende.

Bessere Koordinierung der Versorgung: Die Gesundheitsweisen plädieren für spezielle Sprechstunden für Heranwachsende.

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BERLIN. Defizite gibt es laut Sachverständigenrat vor allem in der Koordinierung der Gesundheitsversorgung. Programme zur Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen wiesen "erhebliche Defizite" auf, sagte der Vorsitzende des Sachverständigenrats, Professor Eberhard Wille. Mit einem "Kompetenzzentrum für Qualitätssicherung in der Prävention" könne sichergestellt werden, dass die Programme da ankommen, wo sie benötigt werden, so Wille.

Mängel machen die Gesundheitsweisen auch in der Versorgung im Übergang vom Jugend- ins Erwachsenenalter aus. Kinder, die beispielsweise an einer schweren Herzkrankheit leiden, könnten dank des medizinischen Fortschritts heute sehr viel länger leben. Dadurch ergebe sich aber für viele von ihnen die Notwendigkeit, von einem Erwachsenenmediziner betreut zu werden. Diese Brücke zwischen Pädiatrie und Erwachsenenmedizin funktioniere nicht. Eine Lösung könnten spezielle Sprechstunden für Jugendliche sein. Die Versorgungsforschung solle zunächst den Bedarf an solchen Transitionssprechstunden für bestimmte Krankheiten ermitteln und die neue Versorgungsform dann modellhaft erproben, empfahl Wille.

Nebenwirkungen von Arzneimitteln sind ein Problem.

Handlungsbedarf sehen die Sachverständigen auch in der Versorgung älterer, mehrfach erkrankter Menschen. Die Ärzte bräuchten dringend Leitlinien, wie sie mit dieser wachsenden Patientengruppe umgehen sollten, erklärte Wille. Bislang fehlten solche Leitplanken.

Multimorbidität führe zu häufigeren Arztkontakten, teuren Klinikaufenthalten und einer steigenden Zahl von Arzneimittelverordnungen. Etwa 35 Prozent der Männer und 40 Prozent der Frauen über 65 Jahre erhielten derzeit neun und mehr Wirkstoffe in Dauertherapie. "Unerwünschte Arzneimittelwirkungen sind ein Kernproblem der Versorgung alter Menschen", so Wille. Der Rat spreche sich daher für Listen aus, in denen "problematische Arzneimittel" aufgeführt werden.

Sorge bereitet dem Sachverständigenrat auch die Zukunft der hausärztlichen Versorgung. "Wir stellen mit großer Sorge fest, dass es zu wenig Nachwuchs gibt und der Arztberuf unattraktiv wird", sagte der Gesundheitsweise Professor Ferdinand M. Gerlach. Dadurch gerate die flächendeckende Primärversorgung in Gefahr. Hausärzte müssten mehr Zeit für die Patienten bekommen und ein Interesse daran haben, dass diese gesund werden und nicht krank bleiben. Dafür müsse die Politik finanzielle Anreize setzen, forderte Gerlach.

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