Schmerzmedizin

Die Ärzte fehlen

Millionen Menschen leiden unter chronischen Schmerzen. Das 1. Nationale Schmerzforum suchte nach Antworten, wie Versorgungsmängel angegangen werden könnten.

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BERLIN. Die Mängel in der Versorgung mit Schmerztherapie beschäftigen offenbar auch die Regierungsfraktionen.

Das Thema sei eine große Herausforderung beim anstehenden Versorgungsstrukturgesetz und dem geplanten Präventionsgesetz, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Hilde Mattheis, beim 1. Nationalen Schmerzforum am Mittwoch in Berlin.

Unter den mehr als 60 Spitzenfunktionären aus der Selbstverwaltung, der Ärzteschaft, der Selbsthilfegruppen, der Wissenschaft und der Industrie herrschte weitgehend Einigkeit, dass das Ziel eine multidisziplinäre, flächendeckende und integrierte Schmerzversorgung sein solle.

Zustimmung fand die pragmatische Herangehensweise des Gemeinsamen Bundesausschusses, der für die ambulante spezialfachärztliche Versorgung Elemente von multimodaler Schmerzversorgung eingebaut hat.

Mit dem DMP Rückenschmerz ergebe sich das Potenzial, rund 36 Prozent der Schmerzpatienten zu erreichen, sagte GBA-Chef Josef Hecken. Zusammen mit der ASV-Indikation Rheumatoide Arthritis könne der GBA Versorgungsverbesserungen für mehr als die Hälfte der Schmerzpatienten bewirken.

Problem Bedarfsplanung

Eine Bedarfsplanung für Schmerztherapeuten sei "ein großes Problem", sagte Hecken. Die Ärzte fehlten.

Ob mehr Schmerztherapeuten nötig seien, wollte KBV-Chef Dr. Andreas Gassen mit einem Fragezeichen versehen. Es gebe viele Fachärzte mit Zusatzausbildung.

Die Behandlung von Schmerzsymptomen sei zudem Bestandteil jeder ärztlichen Ausbildung. Der Blick sei eingeschränkt, wenn man nur auf den Schmerz fokussiere.

Schmerz sei oft ein Mix aus psychischen und somatischen Beschwerden, sagte Gassen. Auch eine kausale Herangehensweise könne dazu beitragen, Schmerzen zu beenden.

Das erzeugte Widerspruch: Auch bei kausaler Behandlung werde der Erfolg nicht zwangsläufig erreicht, sagte Professor Thomas Tölle, der scheidende Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft.

Operieren vor eine multimodale Therapie zu setzen, sei der falsche Weg. Das Nationale Schmerzforum soll künftig jährlich abgehalten werden. (af)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Kommentar zur Schmerzmedizin: An der Schmerzgrenze

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