Trotz Überversorgung

Vier neue Pädiatrie-Zulassungen in Hamburg

Trotz rechnerischer Überversorgung ermöglicht die KV vier neue Sitze. Die Gesundheitssenatorin befürwortet diesen Schritt.

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HAMBURG. Obwohl Hamburg als eine der am besten versorgten Regionen Deutschland gilt, hat die KV Hamburg (KVH) die Zulassung von vier zusätzlichen Kinderärzten auf den Weg gebracht. Eine Untersuchung hatte ergeben, dass trotz rechnerischer Überversorgung Eltern in der Hansestadt zum Teil keinen Pädiater mehr für ihr Kind gefunden haben.

Nach Angaben der KV sollen die zusätzlichen Sitze in den Bezirken Nord, Mitte, Harburg und Bergedorf geschaffen werden. Angespannt ist die Lage aber auch in Wandsbek, Eimsbüttel und Altona.

"Wir haben in einer aufwändigen Analyse festgestellt, dass die aktuell vorhandenen Behandlungskapazitäten nicht ausreichen, um den wachsenden Bedarf an kinderärztlicher Versorgung zu decken", sagte Dr. Dirk Heinrich, Vorsitzender der Vertreterversammlung der KV Hamburg.

Die Analyse hat ergeben, dass Pädiater mehr Zeit pro Untersuchung benötigen, weil in den vergangenen Jahren zusätzliche Gesundheitsuntersuchungen für Kinder und Jugendliche in die Versorgung aufgenommen wurden. Hinzu kommt, dass die Inhalte dieser Untersuchungen (U 1 bis U 9) durch zeitintensive Leistungen erweitert wurden.

Erschöpfte Kapazitäten

Folge war laut Heinrich, dass die Kapazitäten der Pädiater erschöpft waren und keine neuen Kinder mehr angenommen werden konnten. Mit den zusätzlichen, per Sonderbedarf geschaffenen Kapazitäten, hofft Heinrich, werden die größten Engpässe beseitigt.

Die Kinderärzte selbst wären froh über zusätzliche Kollegen. Denn auch nach Auskunft von Dr. Stefan Renz, Vorsitzender des Verbandes der Kinder- und Jugendärzte in Hamburg, können viele Kollegen keine Patienten mehr aufnehmen. "Die Praxen sind am Limit, da ist jede Entlastung willkommen", sagte Renz auf Anfrage der "Ärzte Zeitung".

Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) begrüßte die KV-Initiative als "guten und notwendigen Schritt". Nach ihrer Ansicht zeigt die angespannte Lage in pädiatrischen Praxen, "dass die aus den 90er Jahren stammende Bedarfsplanung überholt ist". Sie hält eine neue Bedarfsplanungsrichtlinie auf Bundesebene für überfällig, "damit man regional dem Versorgungsbedarf, der Bevölkerungsentwicklung und dem Faktor der Umlandversorgung besser Rechnung tragen kann."

Ärzte, die sich für einen Sitz interessieren, müssen sich beim Zulassungsausschuss melden. Mit ersten Entscheidungen rechnet die KV aber erst im Frühsommer. (di)

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