Hochleistungsmedizin zum halben Preis

BREMEN (cben). Großkliniken leiden besonders unter der Unterfinanzierung der Krankenhäuser. Das kritisierte Diethelm Hansen, Geschäftsführer des Bremer Klinikverbundes "Gesundheit Nord".

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"Ein großes Krankenhaus mit umfassendem Versorgungsangebot steht im Vergleich zu Kliniken mit niedrigerer Versorgungsstufe vor noch größeren wirtschaftlichen Herausforderungen", sagte Hansen. So habe die Versorgung eines schwer verletzen jungen Mannes durch die Hochleistungsmedizin in Bremen 35 000 Euro gekostet.

Von den Krankenkassen habe das Klinikum Bremen Mitte aber nur 22 900 Euro erhalten. "Das Klinikum bleibt auf dem Rest von 12 100 Euro sitzen", rechnete Hansen vor. Das Problem: Die Fallpauschalen bilden die schweren und komplizierten Fälle über die Hauptdiagnose hinaus nur unzureichend ab.

Auch der nächtliche Notdienst in den Häusern der Maximalversorgung sei ständig unterfinanziert, kritisierte Hansen. "Die Vergütung unterscheidet nicht, ob ein Krankenhaus nachts einen Arzt oder 30 Ärzte aus unterschiedlichen Fachgebieten und Schwerpunkten beschäftigt", erklärte Hansen "Die Vorhaltung bei Großkliniken mit breitem Leistungsangebot ist ungleich höher als in Häusern der Grund- und Regelversorgung."

So koste der Einsatz des Notfallpersonals am Klinikum Bremen Mitte allein für die Nacht- und Wochenenddienste pro Tag 9500 Euro. Das sind 280 000 Euro im Monat. Aber die Krankenhausfinanzierung sehe einen Ausgleich hierfür nicht vor.

Außer der zu schlecht vergüteten Versorgung mahnte Hansen an, auch die aufwendige Weiterbildung in den großen Kliniken bei der Vergütung zu berücksichtigen. So arbeiteten am Klinikum Bremen Mitte 408 Ärzte mit 186 Facharztweiterbildungen, hieß es. Das entspreche einer Weiterbildungsquote von 45 Prozent. Die Anleitung durch erfahrene Fachärzte koste Zeit und Geld, aber die Krankenhausfinanzierung sehe für diesen Dienst keinen Cent an Ausgleich vor. Dabei seien Kliniken wie Praxen "dringend auf nachwachsende Fachärzte angewiesen", sagte Hansen.

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