KV Hamburg kann Ärzte nicht in unbeliebte Bezirke zwingen

HAMBURG (di). Trotz einiger Problemviertel hält die KV Hamburg die ambulante Versorgung in der Hansestadt für besser ausgebaut als in jeder anderen deutschen Großstadt. Zugleich beobachtet die KV einen Trend zu ambulanten Zentren.

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Steilshoop - hier eine Demonstration von Anwohnern - gehört zu Hamburgs Problem-Stadtteilen. Hier fehlen Arztpraxen.

Steilshoop - hier eine Demonstration von Anwohnern - gehört zu Hamburgs Problem-Stadtteilen. Hier fehlen Arztpraxen.

© Foto: dpa

Fischbek, Steilshoop, auf der Schanze - Hamburger Wohngebiete, in denen sich die Bevölkerung mehr Arztpraxen wünscht. Insgesamt aber zeigt der Versorgungsbericht, dass die Hamburger Bevölkerung aus einem großen Angebot in der ambulanten Versorgung wählen kann.

Der Versorgungsgrad der einzelnen Fachgruppen liegt zwischen 109 Prozent (Hausärzte) und 161 Prozent (fachärztliche Internisten). Auf einen Hamburger Hausarzt kommen im Durchschnitt 1585 Einwohner. Insgesamt sind in der Hansestadt rund 4100 Ärzte und Psychotherapeuten niedergelassen. Das hohe Angebot wird auch von vielen Menschen aus den umliegenden Bundesländern genutzt. Jeder fünfte Patient in den Hamburger Praxen kommt laut Versorgungsbericht aus dem Umland.

Kassenforderungen nach einem finanziellen Anreiz, der Ärzte aus überversorgten Gebieten in sozial schwache Bezirke lockt, gehen nach Ansicht von KV-Vize Walter Plassmann ins Leere. "Wir haben keine rechtlichen Möglichkeiten, das Honorar derart zu differenzieren", sagt Plassmann. Auch könne die KV keinem Arzt einen Umzug innerhalb Hamburgs untersagen, da die gesamte Stadt schon immer ein gemeinsames Planungsgebiet gewesen sei.

"Die KV macht vieles - aber eines können wir nicht: Einen Arzt verpflichten, an einem bestimmten Standort zu arbeiten oder zu bleiben", stellte Plassmann zu den jüngst vom Ersatzkassenverband erhobenen Forderungen fest.

Der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg Dieter Bollmann rechnet damit, dass die Hamburger Vertragsärzte auch künftig ein hohes Versorgungsniveau halten können. Vor allem die fachärztliche Versorgung erwartet er künftig noch mehr über Zentren. "Dann sind sie eher in der Lage, die immer stärker steigenden Anforderungen der Qualitätssicherung und die immer teureren Apparate finanzieren zu können." Im Gegensatz zum steigenden Alter der Praxisinhaber in Flächenländern werden Hamburgs Ärzte im Schnitt immer jünger. Ihr Durchschnittsalter ist seit 1995 um sechs Jahre auf heute 52,4 Jahre gesunken. 43 Prozent der Vertragsärzte sind heute weiblich, im Jahr 1995 lag der Anteil der Ärztinnen noch bei unter 30 Prozent.

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