Nachuntersuchung von Frühchen zeigt, wie wichtig frühe Therapie ist

Wie geht es heute Kindern, die vor fünf Jahren mit einem Geburtsgewicht von weniger als 1000 Gramm auf die Welt kamen? Eine Nachuntersuchung klärt die Frage.

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HANNOVER (cben). Im Jahr 2004 startete das Projekt "Landesweite Nachuntersuchung von Frühgeborenen" in Niedersachsen als bundesweit einmaliges Projekt. Nach den ersten beiden Nachuntersuchungsphasen beginnt derzeit die dritte Phase: die Untersuchung von Kindern im Alter von fünf Jahren. Das Projekt soll helfen, Lebens- und Versorgungsqualität der einstigen Frühchen langfristig zu verbessern.

Die prospektiv angelegte Langzeitstudie, an der alle Kinderkliniken und Sozialpädiatrischen Zentren Niedersachsens beteiligt sind, berücksichtigt Kinder mit einem Gestationsalter von weniger als 28 Schwangerschaftswochen. Die Kinder werden - das Einverständnis der Eltern vorausgesetzt - von Neuropädiatern und Psychologen auf ihren körperlichen und entwicklungsneurologischen Zustand untersucht.

Die derzeit beginnende Nachuntersuchung der Fünfjährigen sei ein "Meilenstein des Projektes", sagt Gabriele Damm vom koordinierenden Zentrum für Qualität und Management im Gesundheitswesen (ZQ), einer Einrichtung der Ärztekammer Niedersachsen. 150 Kinder sind eingeladen worden.

"Wir wollen in dieser flächendeckenden, standardisierten Untersuchung auch herausfinden, ob und wenn ja, was die Eltern ein Jahr vor dem Schulbeginn für ihre Kinder tun können", sagte Damm der "Ärzte Zeitung". Kinder, bei denen kognitive Schwächen oder sozial-emotionale Auffälligkeiten diagnostiziert werden, können noch rechtzeitig mit Therapien unterstützt werden, hieß es.

Bei der Sechsmonats-Nachuntersuchung stuften die Ärzte 55 Prozent von 430 Frühchen als beeinträchtigt ein (44 Prozent retardiert und elf Prozent pathologisch). 45 Prozent der Kinder waren unauffällig, so Damm. Insgesamt waren 18 Prozent "somatisch auffällig" und 21 Prozent litten unter chronischen Erkrankungen. Fast 80 Prozent erhielten eine Therapie, vor allem Krankengymnastik.

Nach zwei Jahren zeigten sich bei 60 Prozent der untersuchten Kinder Beeinträchtigungen (39 Prozent auffällig, 21 Prozent deutlich entwicklungsauffällig). 40 Prozent der Kinder waren unauffällig. Das ZQ resümiert, dass der Rhythmus der Nachuntersuchungen von sechs Monaten, zwei, fünf und zehn Jahren "bedeutend" sei. Viele mental retardierte Kinder werden erst später erkannt. "Die Studiendaten sollen auch an die Kinderkliniken gespiegelt werden, damit sie ihre Behandlungsqualität bei Frühchen erhöhen können", sagte Damm. Auf lange Sich plane man eine Art Benchmarking der Kliniken. Damm: "Unser Motto - von den Besten lernen." Info: www.zq-aekn.de

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