Teure Entlassmedikation: Kliniken ignorieren Reform

BERLIN (fst). Patienten, die mit teuren Verschreibungen aus der Klinik wiederkommen, bleiben für niedergelassene Ärzte ein Ärgernis. Kliniken scheren sich nicht um die wirtschaftlichen Nöte der Niedergelassenen. Alle Reformversuche sind gescheitert.

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Teure Klinikmedikation sorgt bei Vertragsärzten für Ärger.

Teure Klinikmedikation sorgt bei Vertragsärzten für Ärger.

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Das gesteht die Bundesregierung in einem Bericht an den Bundestag ein. In das Arzneispar-Gesetz AVWG war vor drei Jahren ein Passus aufgenommen worden, nachdem Kliniken bei der Entlassmedikation darauf achten "sollen", dass die Verordnung als "zweckmäßig und wirtschaftlich" auch in der ambulanten Versorgung gilt.

Der Regierungsbericht gesteht jetzt "Umsetzungsdefizite" ein. Alle befragten Akteure hissen die weiße Flagge: Krankenhausgesellschaft und -apotheker halten die Bestimmung im Paragrafen 115c SGB V für nicht umsetzbar, weil Vergleichslisten über Arzneipreise in öffentlichen Apotheken fehlten. Der Spitzenverband der Krankenkassen erklärt, man könne "zur Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben nichts beitragen".

Doch aus den KVen erhält die Regierung ein verheerendes Echo: Vertragsärzte müssen nach wie vor die Medikation häufig umstellen. Das zeigte 2008 auch eine Umfrage der KV Niedersachsen unter 655 Haus- und Kinderärzten sowie weiteren Fachgruppen: 40 Prozent erklärten, Kliniken verwendeten nur gelegentlich oder nie (neun Prozent) Wirkstoffbezeichnungen bei der Entlassmedikation (wir berichteten). Die Regierung schiebt das Problem auf die lange Bank: Man "prüft" nun weiteren Handlungsbedarf.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Wie eine Reform als Rohrkrepierer endet

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