Der Marburger Bund zeigt sich kampfbereit

Auf seiner Jahreshauptversammlung hat sich der Marburger Bund auf alte kämpferische Zeiten besonnen. Die aktuellen Tarifforderungen wurden von der Führungsspitze mit Nachdruck verteidigt.

Christiane BadenbergVon Christiane Badenberg Veröffentlicht:
Nachträgliche Gratulation zum Geburtstag: MB-Chef Rudolf Henke (l.) und der Ehrenvorsitzende Professor Karsten Vilmar. © Griebel

Nachträgliche Gratulation zum Geburtstag: MB-Chef Rudolf Henke (l.) und der Ehrenvorsitzende Professor Karsten Vilmar. © Griebel

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DRESDEN. Dass der Marburger Bund ein kampfbereiter und kampferprobter Verband ist, machte auf der 117. Hauptversammlung am Wochenende der vermutlich älteste Gast am besten deutlich: "Geld ist in unserer Gesellschaft ein konformer Leistungsanreiz, andere Dinge, wie ein Platz im Himmel, haben sich nicht so bewährt", unterstützte der noch nie um ein deutliches Wort verlegene langjährige Präsident der Bundesärztekammer und Ehrenvorsitzende des Marburger Bundes, Professor Karsten Vilmar, die streikbereiten Klinikärzte.

Zu Ehren Vilmars 80. Geburtstag am 24. April hatte der Marburger Bund viele Bilder aus längst vergangenen Tagen an die Wände des Sitzungssaals im Dresdner Art‘otel projiziert. Auf denen sah man den Ärztefunktionär schon vor Jahrzehnten bei Demonstrationen in vorderster Front marschieren oder mit einer Reihe von ehemaligen Gesundheits- und Sozialpolitikern wie Norbert Blüm und Heiner Geißler diskutieren. Von Vilmar stammt auch der Ausruf: "Dieses Arbeitgebergewinsel...!", mit dem sich wohl auch der amtierende MB-Chef Rudolf Henke derzeit sehr gut identifizieren kann.

Denn Henke kann und will zum Beispiel nicht verstehen, warum Kliniken die Arbeit von Honorarärzten mit 80 Euro in der Stunde vergüten können, aber kein Geld da sein soll, um die Kollegen, die Tag und Nacht bereits stehen, besser zu bezahlen.

Genau so unbegreiflich ist ihm, dass die Krankenhäuser in Hamburg und der Marburger Bund vor Ort einen Tarifvertrag abschließen können, der den Ärzten eine Gehaltssteigerung von bis zu elf Prozent einbringt, der Verband der kommunalen Arbeitgeber aber bei den Verhandlungen auf Bundesebene nicht bereit ist, über das Volumen des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst hinauszugehen (wir berichteten).

"Krankenhäuser sind keine Rathäuser und wer so einen langen Ausbildungsweg hinter sich hat wie wir Ärzte, der muss sich nicht von Arbeitgebern beschimpfen lassen, wenn er ein anständiges Gehalt fordert", verteidigte Henke die Forderung nach fünf Prozent mehr Gehalt und einer besseren Vergütung für Nacht- und Bereitschaftsdienste. Auch der MB-Verhandlungsführer bei den Tarifgesprächen mit den kommunalen Kliniken, Lutz Hammerschlag, machte deutlich, dass er angemessene "Zuschläge für Nacht- und Bereitschaftsdienste für selbstverständlich" hält. "Das ist keine Habgier, das ist Vernunft", rief Hammerschlag den Delegierten zu.

Bei der Diskussion über die anstehenden Streiks wurde deutlich, dass einige Ärzte befürchten, ihr Bild in der Öffentlichkeit könnte beschädigt werden, weil die Medien hauptsächlich über die Gehaltsforderung von fünf Prozent berichten und wenig über die geforderten Verbesserungen für die Nacht- und Bereitschaftsdienste. Ganz unbegründet ist diese Befürchtung nicht, denn schon am Samstag titelte Deutschlands größte Boulevard-Zeitung auf ihrer Homepage: "Ärzte wollen schon wieder mehr Geld!" Und auch die Kommentare in den Samstagsausgaben einiger großer Zeitungen waren nicht unbedingt positiv.

Doch auf diese Einwände der Delegierten reagierte die Führungsspitze des Marburger Bundes selbstbewusst. So appellierte der zweite Vorsitzende des MB, Dr. Andreas Botzlar, an die Delegierten: "Wir Ärzte sollten uns nicht immer so schnell ins Bockshorn jagen lassen, wenn mal jemand etwas Schlechtes über uns sagt."

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