Gemeinde und Kreise im Südwesten warnen vor "massivem Hausärztemangel"

Die Landkreise in Baden-Württemberg sorgen sich um die hausärztliche Versorgung - und sehen die KV in der Pflicht.

Veröffentlicht:

STUTTGART (fst). Die Landkreise in Baden-Württemberg schlagen Alarm. In einem Positionspapier warnen die 35 Landkreise vor einem drohenden Hausärztemangel: "Wenn jetzt nicht entschieden gegengesteuert wird", habe man "in kurzer Zeit ein massives Problem vor allem bei den Hausärzten", sagt Landrat Helmut M. Jahn, Präsident des Landkreistags Baden-Württemberg. Dabei gelte die Regel: "Je ländlicher der Raum, desto problematischer ist die Versorgungssituation", heißt es in dem Papier. Darin verweisen die Kreise darauf, dass in den nächsten zehn Jahren jährlich bis zu fünf Prozent der Hausärzte in den Ruhestand gehen. Diese Abgänge könnten nur zu einem geringen Teil durch junge Ärzte kompensiert werden.

Allerdings machen die Kreise deutlich, dass sie vor allem die Kassenärztliche Vereinigung in der Pflicht sehen, die von ihrem Instrumentarium "umfassend" Gebrauch machen solle. Dazu gehörten flexible Möglichkeiten der vertragsärztlichen Tätigkeit wie Teilzulassungen, Zweigpraxen oder die Anstellung von Ärzten. Die ambulante ärztliche Versorgung sei keine kommunale Aufgabe, doch seien die Gemeinden und Kreise bereit, "Verantwortung zu übernehmen".

Vor allem spricht sich der Landkreistag für eine modifizierte Bedarfsplanung aus. Nötig sei eine kleinräumigere Planung, weil "überversorgte mit unterversorgten Teilräumen in einen Topf geworfen werden". Zustimmung zu dem Papier kommt von der KV Baden-Württemberg. Zwar sei es richtig, dass die derzeitige Bedarfsplanung viele Schwächen aufweise, sagt KV-Vorstandsmitglied Dr. Gisela Dahl. "Allerdings kommt auch durch eine geänderte Bedarfsplanung kein zusätzlicher Arzt ins System", so Dahl. Man solle sich keinen Illusionen hingeben, dass eine veränderte Bedarfsplanung den Ärztemangel beseitigen könne.

Konform mit dem Landkreistag geht Dahl bei dem Ausbau der neuen Möglichkeiten des Vertragsarztrechts. So seien Zweigpraxen gerade auf dem Land eine Option. Aktuell wird in 268 Gemeinden die Versorgung durch eine Zweigpraxis gesichert, so Dahl. Dissens gibt es beim Thema MVZ. Der Landkreistag misst MVZ -  auch von Kliniken - "besondere Bedeutung" zu. Anders die KV: Mit Versorgungszentren sei eine Verbesserung der Versorgung in der Fläche kaum zu erreichen. Zurzeit gibt es im Südwesten 96 MVZ.

Mehr zum Thema

ÖGD-Bundeskongress

Sozial belastete Familien: Schwer erreichbar für Hilfe

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen