Thüringer Wahlziel: Harmonie unter Ärzten

Bei der seit Montag laufenden Wahl der Thüringer Vertreterversammlung dominiert ein Thema: der Streit zwischen Fach- und Hausärzten. Viele Kandidaten sehnen sich nach mehr Solidarität.

Von Robert Büssow Veröffentlicht:
"Fachärzte werden nicht benachteiligt": Regina Feldmann.

"Fachärzte werden nicht benachteiligt": Regina Feldmann.

© KVT

ERFURT. In anderen KVen wird über Selektivverträge gestritten oder über oder den Einfluss der Verbände. Wer die Bewerbungsprofile der insgesamt 63 Kandidaten durchsieht, die sich seit Montag zur Wahl in die 30-köpfige Vertreterversammlung der KV Thüringen stellen, findet aber vor allem ein Ziel: ein harmonisches Miteinander zwischen der Fraktion der Haus- und der Fachärzte.

Es ist die Rede von "innerärztlichem Spaltpilz", "Keilbildung", "Grabenkämpfen" und dem Wunsch nach einem "Schulterschluss", um nach außen wieder mit einer Stimme aufzutreten. Die Kritik an der Spaltung eint Fach- wie Hausärzte. Hintergrund ist ein seit etwa zwei Jahren schwelender Konflikt, der sich vor allem um die rückwirkende Honorarumverteilung drehte, erklärt Thomas Schröter. Er ist Vorsitzender der Gemeinschaft gebietsärztlicher Berufsverbände in Thüringen (GGB) und tritt auf der "Gemeinsamen Facharztliste Thüringen" an, die mit 22 Kandidaten die stärkste der insgesamt 14 Listen ist. "Es herrscht ein starkes Gefühl der Benachteiligung bei den Fachärzten", so Schröter.

Insbesondere der KV-Vorsitzenden Regina Feldmann wirft er einen konfrontativen Politikstil vor. So sei es auch bei der Umgestaltung des Thüringer Notdienstes durch die KVT gewesen, die Schröter zufolge von oben "mit der Brechstange" durchgesetzt wurde. "So kann man mit der KV-Basis nicht umgehen. Wir wollen daher ein Vorstandsgespann, dass die Facharzt-Hausarzt-Frage neutral behandelt", so der Weimarer Internist, auch wenn das Honorarthema vom Tisch ist, seit der GBA die Töpfe von Haus- und Fachärzten separiert hat.

Gefühl der Benachteiligung bei Fachärzten: Dr. Thomas Schröter.

Gefühl der Benachteiligung bei Fachärzten: Dr. Thomas Schröter.

© dür

Die in die Kritik geratene KV-Chefin Feldmann stellt sich auf der "Gemeinsamen Hausarzt-Liste" - die mit 19 Namen zweitgrößte - zur Wahl. "Fachärzte werden nicht benachteiligt in Thüringen", sagte sie der "Ärzte Zeitung". Dass es keinen Keil gibt, zeige auch das Kapitel Selektivverträge, welche sie wie die Mehrheit der Hausärzte ablehnt.

"Die Hausärzte stehen zur KV und wollen ihre Interessen unter dem gemeinsamen Dach mit den Fachärzten unter Wahrung der einzelnen Versorgungsbereiche vertreten", so Feldmann diplomatisch. Das Thema 73b-Verträge spielt im Wahlkampf deshalb eine untergeordnete Rolle, wie auch Schröter anerkennt. Der Hausärzteverband habe das Thema nach seiner Kenntnis bislang in Thüringen nicht forciert.

Wen die Fachärzte ins Rennen für den neuen KV-Vorstand schicken wollen, ließ Schröter noch offen - das werde erst nach der VV-Wahl entschieden. Auch Feldmann will mit einer Aussage zur Wiederwahl bis dahin abwarten. Für die derzeitige KV-Chefin stehen andere Probleme im Vordergrund: Ost-West-Angleichung der Honorare, Nachwuchs, Bürokratieabbau, eine bessere medizinische Versorgung. Damit spricht sie die meisten Punkte an, mit denen auch ihre Listenkollegen antreten.

Ein Novum bei der VV-Wahl stellt die Facharzt-Liste Hartmannbund dar. Im Gegensatz zu anderen KVen haben die großen Verbände bislang kaum in der VV mitgemischt. Jetzt tritt der Thüringer Landesvorsitzende des Hartmannbunds, Oliver Amling, erstmals mit einer eigenen Liste und zwei weiteren Kandidaten an. Sein Ziel: "Der ,Proletarisierung‘ des ärztlichen Berufsstandes entgegen- und für den Erhalt der Freiberuflichkeit einzutreten." Mit der Wahl für die Amtsperiode 2011 bis 2016 ändert sich auch die Zusammensetzung des obersten Aufsichtsgremiums.

Von den 30 Sitzen entfallen künftig nur noch 13 auf die Hausärzte (statt derzeit 15), 15 auf die Fachärzte (14) und zwei auf die Psychotherapeuten (1). Wer diese Plätze besetzt, ist schon ausgemachte Sache, da mit Dagmar Petereit und Michael Roesler nur zwei Kandidaten antreten. Am 28. August erfolgt die Auszählung.

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