Hintergrund

Beim Sprung in die Selbstständigkeit wählen Ärzte vor allem die Einzelpraxis

Auch unsichere Honorar-Aussichten halten Ärzte nicht davon ab, sich selbstständig zu machen. Im Osten liegt laut apoBank die Einzelpraxis in der Gunst der Ärzte ganz oben, im Westen sind auch Kooperationen beliebt.

Von Antonia von Alten Veröffentlicht:

Es gibt sie noch, die Ärzte, die sich nicht von den Wechselbädern der Gesundheitspolitik abschrecken lassen und den Sprung in die Selbstständigkeit wagen. Mehr als 3700 Existenzgründungen von Ärzten hat die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank) in den Jahren 2008 und 2009 finanziert und anschließend die anonymisierten Daten zusammen mit dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland ausgewertet. Das ist ein Zahlenwerk, aus dem sich einiges ablesen lässt.

Der Haupttrend: Nach wie vor liegt die Einzelpraxis als Existenzgründungsform bei den Ärzten auf Platz 1: Drei Viertel (74,5) Prozent aller von der apoBank begleiteten Existenzgründer haben sich in den neuen Bundesländern dafür entschieden, in den alten Bundesländern waren es 53 Prozent. In den vergangenen Jahren hat sich hier wenig getan. Das zeigt ein Blick in die apoBank-Analyse der Jahre 2004/2005.

Nach Informationen der apoBank waren 2008 und 2009 der größte Teil der Finanzierungen Übernahmen von schon bestehenden Einzelpraxen: 45 Prozent waren es im Westen, 56 Prozent im Osten. Der Anteil der Einzelpraxis-Neugründungen liegt im Westen bei sieben Prozent, im Osten dagegen bei 19 Prozent.

Nach Angaben der apoBank werden auch Kooperationen zwischen Ärzten häufig als Existenzform gewählt. Hierzu zählen der Auswertung zufolge neben Berufsausübungsgemeinschaften auch Praxisgemeinschaften sowie andere, neue Kooperationsformen. In den Jahren 2008 und 2009 ging fast jeder zweite Niederlassungswillige in den alten Bundesländern eine Kooperation ein. In den neuen Bundesländern entschied sich nur jeder Vierte dafür. Auch hier ist im Vergleich zu 2004/2005 nur ein Wachstum um einige Prozentpunkte zu beobachten.

Welche Lage bevorzugen Ärzte der apoBank-Analyse zufolge bei der Existenzgründung? In den alten Bundesländern wurden die meisten Praxen (51 Prozent) in großstädtischer Lage gegründet - in den neuen Bundesländern in mittelstädtischer Lage (38 Prozent). Lediglich zwei Prozent der Ärzte wollten sich im Westen auf dem Land niederlassen, im Osten drei Prozent. Zum Vergleich: 2004 und 2005 haben sich noch 8,5 Prozent der Existenzgründer im Osten fürs Land entschieden.

Die apoBank-Analyse gibt einen interessanten Einblick in die Gruppe der Existenzgründer, lässt aber keine allgemein gültigen Aussagen über die Existenzgründungslust der deutschen Ärzte zu. Denn zum einen handelt es sich um den Ausschnitt der von der apoBank finanzierten Niederlassungen, zum anderen sind 3700 neue Praxischefs gegenüber 121 000 Vertragsärzten in Deutschland (Stand 2009) eine recht kleine Zahl.

Nicht beleuchtet wird außerdem das Problem, dass immer mehr Ärzte ihre Praxis schließen, aus wirtschaftlichen oder aus Altersgründen. Und dass viele von ihnen gar keinen Nachfolger finden. Diese Ärzte kommen in der Statistik nicht vor. Wo es nichts zu finanzieren gibt, weil die Ärzte keine Kaufinteressenten finden, werden auch keine Bankkredite benötigt und damit keine Daten erhoben.

Zahnärzte lieben das Landleben mehr als andere Ärzte. Das zeigt die Auswertung der rund 700 Existenzgründungen von Zahnärzten, die in den Jahren 2008 und 2009 von der apoBank finanziert wurden. 26 Prozent dieser Existenzgründer haben sich in den alten Bundesländern, 32 Prozent in den neuen Bundesländern auf dem Land niedergelassen.

 

Bei den Ärzten waren es gerade mal zwei Prozent im Westen und drei Prozent im Osten. Die Übernahme einer Einzelpraxis ist auch bei den Zahnärzten die beliebteste Existenzgründungsart.

Lesen Sie dazu auch: Ärztinnen suchen Selbstständigkeit

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