Nervenärzte sehen Selbstverwaltung an der Grenze

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KÖLN (iss). Die durch die Honorarreform verursachten Verwerfungen muss die Politik lösen, von der Selbstverwaltung ist keine Hilfe zu erwarten. Davon zeigt sich der Vorsitzende des Berufsverbands Deutscher Nervenärzte Dr. Frank Bergmann überzeugt. "Die Selbstverwaltung ist an dieser Stelle ausgereizt, sie wird den gordischen Knoten nicht zerschlagen können", so Bergmann.

Er hält es für zynisch, dass Politiker angesichts der offensichtlichen Diskrepanzen und Ungerechtigkeiten bei der ärztlichen Honorarverteilung jetzt von Ärzten und Kassen eine Lösung erwarten. Schließlich seien die Probleme politisch verursacht, das Wettbewerbsstärkungsgesetz von 2007 habe zur innerärztlichen Entsolidarisierung geführt. "Die aktuelle Situation ist das Ergebnis perfider Gesetzgebung", kritisiert Bergmann.

Für Neurologen, Psychiater und Nervenärzte sei die Situation katastrophal. Die Fachgruppe habe wie gewollt durch die Honorarreform 2009 profitiert. Durch die Korrekturbeschlüsse zum Juli 2010, die den KVen wieder mehr Autonomie bei der Honorarverteilung geben, seien die Fortschritte aber wieder zunichtegemacht worden. "In vielen Ländern ist die Situation schlechter als 2008."

Das System sei überhaupt nicht mehr transparent, die zum Teil eklatanten regionalen Unterschiede in der Vergütung nicht mehr nachvollziehbar, beklagt Bergmann. "Innerhalb der Republik gibt es Unterschiede von 100 Prozent." Die Tatsache, dass die Gesprächsleistungen als freie Leistungen weggefallen sind, sei für viele psychiatrische Praxen eine Katastrophe.

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