Kosten sinken, Qualität ist konstant: Forscher werten IV-Vertrag als Erfolg

Wissenschaftler aus Witten haben einen Integrationsvertrag der Barmer GEK zur Hüft- und Knieendoprothetik analysiert. Ergebnis: Die Patienten sind zufrieden, die Kasse senkt die Ausgaben.

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Künstliches Kniegelenk: Versorgung wurde evaluiert.

Künstliches Kniegelenk: Versorgung wurde evaluiert.

© Bild13 / imago

KÖLN (iss). Die integrierte Versorgung bei der Hüft- und Knieendoprothetik hat sich als Erfolgsmodell erwiesen: Die Patienten sind zufriedener als in der Regelversorgung, die Kosten sinken, die medizinische Qualität bleibt gleich. Das zeigt die wissenschaftliche Begleitforschung eines IV-Vertrags der Barmer GEK.

Schon im Oktober 2003 hatte die Barmer Ersatzkasse einen Vertrag zur integrierten Versorgung mit künstlichen Hüft- und Kniegelenken geschlossen. Vertragspartner waren die Kliniken der St. Franziskus-Stiftung Münster und Rehabilitationseinrichtungen der Inoges AG. Niedergelassene Ärzte waren zunächst nicht beteiligt, was sich bald als ein Hemmschuh für die Einschreibung großer Patientenzahlen erwies. Inzwischen sind 140 Orthopäden und Chirurgen mit von der Partie. Inzwischen haben auch die DAK und die TK vergleichbare eigene Verträge aufgelegt. Im Versorgungsnetz sind bislang 5000 Patienten behandelt worden.

Das Wittener Institut für Strategie und Management (Wisum) hat den Vertrag evaluiert. Dabei zeigte sich eine gestiegene Patientenzufriedenheit bei gleichzeitig sinkenden Behandlungskosten.

"Die subjektiv empfundene Versorgungsqualität ist bei IV-Patienten signifikant besser als bei Patienten in der Regelversorgung", sagte Wisum-Geschäftsführer Manuel Dolderer beim 8. Rheinischen Kongress für Gesundheitswirtschaft in Köln. Gerade das Case Management, das ein zentraler Bestandteil des Projekts ist, wurde von den Patienten als sehr positiv empfunden. Zudem habe sich de Abstimmung und die Kommunikation der Behandler deutlich verbessert.

"Die integrierte Versorgung realisiert Einsparpotenziale", berichtete Dolderer. Er bezifferte die Einsparungen auf sieben bis acht Prozent im Vergleich zur Regelversorgung. Allerdings müssten die Zahlen mit Vorsicht genossen werden, da es bei der Interpretation der Daten eine Menge Abgrenzungsprobleme gab. "Was wir nicht hatten, war ein Vergleich der medizinischen Leistungsfähigkeit", sagte er.

Die Wissenschaftler untersuchten auch, ob in der integrierten Versorgung auf Kosten der Patienten gespart wird. Dazu analysierten sie Daten aus der präoperativen und postoperativen Phase und aus Nachuntersuchungen. Dabei ergaben sich bei den Patienten der integrierten Versorgung und der der Vergleichsgruppe aus der Regelversorgung keine signifikanten Unterschiede. "Es wurde keine Versorgung light implementiert", sagte er.

Die Kassen sollten die Ergebnisse für weitere Projekte nutzen, regte Dolderer an. "Das ist eine wunderbare Basis für den Test weiterer Leistungs- und Vergütungsstrukturen."

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