Kommentar
Gefährliche Abwärtsspirale
Manche Eltern sind nur nachlässig, andere haben Vorurteile - die Gründe für die nicht zufrieden stellenden Durchimpfungsraten in Deutschland sind vielfältig. Fatal wäre es, wenn sich bewahrheitet, was Impfärzte aus Mecklenburg-Vorpommern fürchten: Dass nämlich viele Vertragsärzte nicht mehr das nötige Engagement aufbringen, um gegenüber den Eltern für das Impfen einzutreten. Damit wird eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt, die für die Impfraten Schlimmes befürchten lässt. Da nicht anzunehmen ist, dass sich Ärzte mehrheitlich zu Impfgegnern entwickelt haben, muss die Ursache für das nachlassende Engagement woanders liegen.
Die Vermutung, dass wirtschaftliche Gründe dazu zählen, ist nicht abwegig: Gespräche mit Impfkritikern werden immer zeitaufwendiger. Wer es mit einem überfüllten Wartezimmer auf sich nimmt, Eltern vom Impfen zu überzeugen - und dabei an wissenschaftlich nicht fundierten Vorurteilen scheitert - wird finanziell bestraft. Angemessenes Honorar für Impfung und Beratung ist aber nur ein Baustein für bessere Durchimpfungsraten. Aufklärung der Bevölkerung kann nicht von Ärzten allein geleistet werden, sondern ist gesamtgesellschaftliche Aufgabe.