Kooperation von GKV und PKV - am ehesten regional

Die Zusammenarbeit von gesetzlicher Kasse und Privatassekuranz ist nicht immer von Erfolg gekrönt. Das Beispiel der AOK Niedersachsen zeigt, dass aber auf regionaler Ebene gute Chancen bestehen.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Die Teile müssen passen: Der Konvergenz von gesetzlichen Kassen und privater Krankenversicherung sind Grenzen gesetzt.

Die Teile müssen passen: Der Konvergenz von gesetzlichen Kassen und privater Krankenversicherung sind Grenzen gesetzt.

© Jiri Moucka / panthermedia.net

KÖLN. Kooperationen zwischen gesetzlichen Krankenkassen und privaten Krankenversicherern sind vor allem dann Erfolg versprechend, wenn sie regional angelegt sind. Davon geht Dr. Ulrich Knemeyer aus, Vorstandsvorsitzender der VGH Provinzial Krankenversicherung Hannover.

"Die Konvergenz der Systeme hat Grenzen, aber auf regionaler Ebene lassen sich Kooperationsmodelle zwischen GKV und PKV einfacher gestalten und ausbauen", sagte Knemeyer auf der Fachkreistagung Krankenversicherung der Vereinigung der Versicherungs-Betriebswirte in Köln.

Sowohl beim Vertrieb von Zusatzversicherungen als auch bei der Gestaltung der Versorgung biete das Regionalmodell Vorteile. Die zum Sparkassenlager gehörende Versicherungsgruppe Hannover (VGH) hat zwei Krankenversicherer: die in Niedersachsen und Bremen aktive VGH Provinzial und die bundesweit tätige Alte Oldenburger.

Beide PKV-Unternehmen kooperieren mit der AOK Niedersachsen. In der PKV sei die VGH ein eher kleiner Anbieter und in der Kooperation mit der AOK der Juniorpartner.

"Als gesamte Versicherungsgruppe sind wir aber ein Partner auf Augenhöhe", sagte Knemeyer. Beide Seiten hätten ähnliche Unternehmensphilosophien. "Die VGH muss keine Aktionäre bedienen."

Für die AOK Niedersachsen haben die beiden Privatversicherer unter dem Namen "AOK Privat" spezielle Zusatzversicherungen entwickelt. Bei der Inanspruchnahme der Policen zeigten sich deutliche Präferenzen der AOK-Versicherten.

Vermittlungserfolge hätten die PKV-Unternehmen vor allem im Bereich Zahnersatz. "Es läuft da gut, wo Lücken im GKV-Schutz sind. Der Status Privatpatient ist für die AOK-Versicherten weniger interessant", berichtete Knemeyer. Darauf könne der Versicherer sein Angebot ausrichten.

Im Bereich der Zusatzversicherungen sieht er noch viel Potenzial. Bislang kommen bei der VGH rund acht Millionen Euro der 160 Millionen Euro Prämieneinnahmen in diesem Bereich über die Kooperation.

Wichtig für eine gute Zusammenarbeit sei, dass beide Seiten die Erwartungen nicht zu hoch schrauben. Dabei helfen würden der regelmäßige Austausch und das gegenseitige Kennenlernen.

Die regionale Verankerung der AOK und der VGH bewährt sich nach Einschätzung Knemeyers auch bei einem anderen Aspekt: dem Versorgungsmanagement. "Ein so komplexes Modell wie die Gesundheitsversorgung kann nur regional erfolgreich gesteuert werden."

Der Gesundheitmarkt wird auch künftig ein regionaler Markt bleiben, erwartet er. Bei den Versorgungsstrukturen sei die GKV der PKV meilenweit voraus. Hier stelle sich die Frage, ob Privatversicherer die Strukturen nicht über ein Dienstleistungsverhältnis mit nutzen können.

Die von Politikern geforderte Betreuung aus einer Hand - etwa bei gesetzlicher Voll- und privater Zusatzversicherung - werde durch den Datenschutz erschwert. "Wir suchen unter strenger Beachtung des Datenschutzes nach einer Lösung für einen gemeinsamen Dienstleistungsansatz", berichtete er.

In diesem Bereich fehlt es nach Knemeyers Einschätzung an konkreten Regelungen. Zwar werde im Koalitionsvertrag von Union und FDP die verstärkte Kooperation von GKV und PKV gefordert. "Uns fehlen die Aussagen, wie die Zusammenarbeit wirklich erweitert werden soll."

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