Junge Ärzte wollen Team und Babys

Die Medizin wird weiblicher, doch das kann nicht der Grund für den Ärztemangel sein. Fast alle jungen Ärzte wollen Familie und Beruf vereinbaren.

Von Jürgen Stoschek Veröffentlicht:
Junge Ärzte wollen Beruf und Familie - das gilt nicht nur für die Frauen.

Junge Ärzte wollen Beruf und Familie - das gilt nicht nur für die Frauen.

© Kurhan / fotolia.com

MÜNCHEN. Die gesellschaftlichen Veränderungen und die Einstellungen zum Beruf wirken sich auch auf die Tätigkeit von Ärzten aus.

Beruf und Familie: Nicht nur bei Ärztinnen

Die Perspektive, dass ein niedergelassener Arzt das ganze Jahr und rund um die Uhr für die Patientenversorgung zur Verfügung steht und die Familie sich dem beugen muss, gehört inzwischen der Vergangenheit an.

Bei einem Symposium beim Europäischen Gesundheitskongress in München stimmten die Teilnehmer der These, wonach die Medizin weiblicher, kooperativer und kommunikativer wird, zwar zu. Diese Veränderungen seien allerdings kein spezifisches Thema von Ärztinnen.

Die Work-Life-Balance, also der Ausgleich zwischen verschiedenen Zielen, die man im Leben, im Beruf und mit der Familie erreichen möchte, spiele heute bei Männern und Frauen eine wesentliche Rolle, hieß es bei der Diskussionsveranstaltung.

Frauen in der Medizin - kein Grund für den Ärztemangel

Sie könne das Schlagwort von der "Feminisierung der Medizin" nicht mehr hören, erklärte Dr. Ilka Enger, zweite stellvertretende Vorsitzende der KV Bayerns (KVB). Denn dahinter stehe der unausgesprochene Vorwurf, dass Frauen in der Medizin auch ein Grund dafür sind, dass es einen Ärztemangel gibt.

In Wirklichkeit müsse man sich jedoch die Frage stellen, ob nicht vor allem deshalb mehr Frauen Medizin studieren, weil die Bedingungen des Arztberufs schlechter geworden sind und der Beruf wegen der fehlenden finanziellen Sicherheit für Männer nicht mehr interessant genug ist, erklärte Enger.

Die jüngere Generation wolle den Beruf als Arzt überwiegend nicht mehr als Einzelkämpfer, sondern als Teamplayer ausüben, meinte Georg Heßbrügge von der Deutschen Apotheker- und Ärztebank. Für Viele seien - unabhängig vom Geschlecht -die Planbarkeit des Einkommens und der Honorarentwicklung sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu wichtigen Fragen geworden.

MVZ als "Eisbrecher für flexible Arbeitszeitmodelle"

Das Vertragsarzt-Rechtsänderungs-Gesetz und die steigende Zahl Medizinischer Versorgungszentren hätten sich zu einem "Eisbrecher für flexible Arbeitszeitmodelle" und für die Tätigkeit als angestellter Arzt in der ambulanten Versorgung entwickelt, berichtete Heßbrügge.

Inzwischen gebe es bundesweit etwa 14.000 angestellte Ärzte, davon jeweils etwa die Hälfte in MVZ und in Praxen. Damit seien bereits immerhin etwa zehn Prozent der ambulant versorgenden Ärzte nicht mehr in der eigenen Praxis als wirtschaftlich Selbstständige tätig.

Im Gesundheitswesen in Österreich sind rund drei Viertel der Beschäftigten Frauen

In Österreich seien mehr als drei Viertel der Beschäftigten im Gesundheitswesen Frauen, berichtete der österreichische Bundesgesundheitsminister Alois Stöger. Diese Arbeitsplätze, die sehr dezentralisiert seien, hätten fast durchweg eine höhere Qualifikation als Frauenarbeitsplätze in anderen Branchen.

In der Regel gebe es in Österreich in jedem Ort mit mehr als 2000 Einwohnern mindestens eine Arztpraxis, in denen im Durchschnitt zwischen vier bis sieben Mitarbeiterinnen beschäftigt sind, erläuterte Stöger.

Ein wichtiger Aspekt dabei sei, dass diese Arbeitsplätze auch in der Wirtschaftskrise stabil blieben. "Das Gesundheitswesen stabilisiert die wirtschaftliche Situation des Landes", sagte Stöger.

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