ÄKNo: Qualität bei Fortbildungen in Mittelpunkt rücken

Die Ärztekammer Nordrhein will bei Fortbildungsveranstaltungen nach Qualitätskriterien differenzieren.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:

KÖLN. Bei der Bewertung ärztlicher Fortbildungsveranstaltungen müssen künftig qualitative Aspekte eine viel stärkere Rolle spielen. Davon geht Professor Reinhard Griebenow aus, Fortbildungs-Beauftragter der Ärztekammer Nordrhein (ÄKNo).

"Wir müssen alles tun, um qualitätssteigernden Maßnahmen die nötige Geltung zu verschaffen", sagte Griebenow im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". Zurzeit stehe der Faktor Zeit im Vordergrund der Bewertung, Fortbildungsveranstaltungen unterschiedlicher Qualitätsniveaus würden in einen Topf geworfen und gleich behandelt.

"Wir müssen Kriterien entwickeln, wie sich sehr gute Fortbildungsveranstaltungen von anderen unterscheiden", sagt der Kölner Kardiologe.

Angebote mit Lernerfolgskontrolle werden höher bewertet

Noch werden Qualitätsgesichtspunkte eher indirekt berücksichtigt. So gibt es bei der ÄKNo für Fortbildungen mit einem höheren Interaktionsgrad mehr Punkte als für reine Vortragsveranstaltungen.

Auch Angebote mit einer Lernerfolgskontrolle werden höher bewertet, sind aber wegen des damit verbundenen Aufwands sehr selten.

Höchst unterschiedliche Bedürfnisse je nach Fachrichtung

Griebenow verweist auf eine Schwierigkeit bei der Bewertung ärztlicher Fortbildungen: "Wir wissen letzten Endes nicht, mit welchen Erwartungen die Ärzte in die Veranstaltungen gehen." Je nach Fachrichtung, Schwerpunkt und persönlichen Fragestellungen hätten die Kollegen höchst unterschiedliche Bedürfnisse.

"Angebot und Bedarf zusammenzubringen, ist am grünen Tisch leicht formuliert. Es ist aber an keiner Stelle befriedigend gelungen, das zu praktizieren."

ÄKNo schreibt Evaluation der Fortbildungen vor

Die Selbstverwaltung habe die Konsequenz gezogen, ein thematisch breites Angebot an Veranstaltungen zu zertifizieren, als es zu sehr einzuengen. Die ÄKNo schreibt die Evaluation der Fortbildungen zwingend vor. "Da wir vorher nicht wissen, wie gut eine Veranstaltung ist, wollen wir es hinterher wissen, um Lehren daraus zu ziehen."

Es gibt einen einheitlichen Evaluationsbogen, den die Veranstalter zurückschicken müssen. Eine Analyse von 29.000 Datensätzen habe gezeigt, dass mehr als 80 Prozent der Veranstaltungen von den Ärzten positiv bewertet werden.

Nicht ausschließlich am Tropf der Pharmaindustrie

Teil der Zertifizierung in Nordrhein ist die Frage nach dem Industrie-Sponsoring. Der Anteil der gesponserten Aktivitäten liegt zwischen 30 Prozent und 40 Prozent, berichtet Griebenow.

"Die Vorstellung, die ärztliche Fortbildung hänge ausschließlich am Tropf der Pharmaindustrie, stimmt nicht."

"Frage des Sponsorings befriedigend gelöst"

Bei der Evaluation werden die Ärzte gefragt, ob sie bei der Veranstaltung eine werbliche Beeinflussung festgestellt haben. Das haben knapp acht Prozent bejaht.

Griebenow hat den Eindruck, dass dieser Anteil vor der Zertifizierung höher war, kann es aber nicht belegen. "Die Frage des Sponsorings ist zurzeit befriedigend gelöst, aber wir müssen weiterhin wachsam sein", betont Griebenow.

Dazu gehöre es, noch effizienter bei der Erfassung unerwünschten Sponsorings zu werden. "Komplett ohne Sponsoring wird es nicht gehen", erwartet er. Das betreffe gerade internationale Fachkongresse, die sonst zu teuer würden.

Nur ein geringer Teil der Ärzte kam Pflicht nach Fortbildungen nicht nach

Insgesamt brauche sich die Ärzteschaft wegen ihres Fortbildungsniveaus nicht zu verstecken. Das habe die Umsetzung der Fortbildungspflicht für niedergelassene Ärzte und für Klinikärzte gezeigt.

"Wir haben demonstriert, dass es der gesetzlich fixierten Nachweispflicht nicht bedurft hätte", sagt Griebenow. Schließlich habe nur ein ganz geringer Teil der Ärzte die notwendigen Punkte nicht erbracht. Gleichzeitig habe die Ärzteschaft unter Beweis gestellt, dass sie über ein ausreichendes Angebot verfügt.

Größter Anbieter nicht-universitäre Krankenhäuser

Aktuell gebe es in Deutschland rund 300.000 Fortbildungs-Aktivitäten. Davon seien 95 Prozent Live-Veranstaltungen der unterschiedlichsten Art - vom Qualitätszirkel bis zum mehrtägigen Kongress. Der größte Anbieter von Fortbildungen seien nicht-universitäre Krankenhäuser.

Bei der ÄKNo und anderen Kammern gab es in den vergangenen zehn Jahren einen ständigen Anstieg der Zertifizierungen. "Jetzt scheint das Plateau erreicht zu sein."

Zu spät dokumentiert

Die Fortbildungsbemühungen seien unter Beweis gestellt, die Politik habe es aber nicht geglaubt. "Wir haben standespolitisch vielleicht den Fehler gemacht, dass wir das nicht früher intern dokumentiert haben."

Die Folge: Als die Nachweispflicht diskutiert wurde, konnte die Ärzteschaft keine validen Daten vorlegen.

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