KVNo: HNO-Ärzte fordern Rücktritt des Vorstands

HNO-Ärzte aus Nordrhein schlagen Alarm: Ihr Fallwert liegt im ersten Quartal 2012 bei 23,28 Euro. Sie sehen den Schwarzen Peter bei der KV. Doch der KV-Vorstand sieht wenig Handlungsmöglichkeiten.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Dr. Uso Walter: "Die KVNo ist extrem immobil und unflexibel, wenn es darum geht, fachgruppenspezifische Lösungen zu finden."

Dr. Uso Walter: "Die KVNo ist extrem immobil und unflexibel, wenn es darum geht, fachgruppenspezifische Lösungen zu finden."

© HNOnet NRW

KÖLN. Niedergelassene Hals-Nasen-Ohren-Ärzte aus Nordrhein-Westfalen haben den Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung (KVNo) zum Rücktritt aufgefordert. Damit wollen sie ein deutliches Signal gegen die Honorarpolitik der KVNo setzen.

Während die Honorare in vielen KV-Regionen im ersten Quartal 2012 gestiegen seien, hätten die HNO-Ärzte in Nordrhein einen weiteren Rückgang hinnehmen müssen, sagt Dr. Uso Walter, Vorstandsvorsitzender des Ärztenetzes HNOnet-NRW.

In Nordrhein beträgt der Fallwert zurzeit 23,28 Euro. Dabei habe die KVNo selbst berechnet, dass unter betriebswirtschaftlichen Aspekten ein Regelleistungsvolumen von 40 Euro notwendig sei, sagt er.

Um die 23 Euro überhaupt bekommen zu können, müssten die Ärzte zudem 6,5 Prozent mehr Leistungen erbringen.

Blick nach Westfalen-Lippe

Walters Vorwurf: "Die KVNo ist extrem immobil und unflexibel, wenn es darum geht, fachgruppenspezifische Lösungen zu finden." Sie nutze ihre Spielräume bei der Honorarverteilung nicht.

Das habe dazu geführt, dass die nordrheinischen HNO-Ärzte bundesweit absolutes Schlusslicht bei den Fallwerten seien.

"In Westfalen-Lippe haben wir eine vergleichbare Situation, dort hat sich der KV-Vorstand aber in der Lage gesehen, den HNO-Ärzten ab dem zweiten Quartal wieder 30 Euro zu geben."

Das HNOnet-NRW habe 400 Mitglieder, das sei fast die Hälfte der HNO-Ärzte in Nordrhein-Westfalen, sagt Walter. Die Mitgliederversammlung habe beschlossen, dem KVNo-Vorstand die Unzufriedenheit mit seiner Arbeit zu signalisieren.

Als Folge der miserablen Honorarsituation werde das Netz versuchen, sich stärker außerhalb des KV-Systems zu positionieren und direkt Verträge mit den Krankenkassen abzuschließen, kündigt Walter an. "Wir haben bereits mit der Barmer GEK einen Vertrag zur Schwindeldiagnostik vereinbart."

Bernhard Brautmeier: "Die Stoßrichtung ist völlig falsch. Wir haben auf Bundesebene unzweifelhaft auf der Seite der HNO-Ärzte gestanden."

Bernhard Brautmeier: "Die Stoßrichtung ist völlig falsch. Wir haben auf Bundesebene unzweifelhaft auf der Seite der HNO-Ärzte gestanden."

© Ilse Schlingensiepen

Außerdem wären die HNO-Ärzte gezwungen, künftig aufwendige Leistungen nicht mehr zu erbringen und ans Krankenhaus zu verlagern.

Sie müssten die Sprechzeiten kürzen und Personal abbauen. "Das ist nicht in unserem Interesse, aber betriebswirtschaftlich gibt es irgendwann keine andere Lösung mehr."

Mehr Geld im HNO-Topf

Der KVNo-Vorstand weist die Vorwürfe und die Rücktrittsforderung als unsachgemäß zurück. "Die Stoßrichtung ist völlig falsch", sagt er.

Die KVNo habe sich auf der Bundesebene für eine bessere Vergütung der HNO-Ärzte stark gemacht, die ja auch gekommen sei. "Wir haben unzweifelhaft auf der Seite der HNO-Ärzte gestanden."

Nach den neuen Vorgaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung habe die KVNo für das erste Quartal 6,7 Prozent mehr in den Topf der HNO-Ärzte eingestellt, sagt Brautmeier. Im Fallwert habe sich das aber nicht niedergeschlagen.

Der Grund: Von 1996 bis 2010 habe die Zahl der HNO-Ärzte um 4,4 Prozent zugenommen, die Behandlungsfälle seien aber um 4,7 Prozent zurückgegangen. "Die HNO-Ärzte haben sich von dem Einbruch durch die Praxisgebühr bis heute nicht erholt", sagt er.

Während der Leistungsbedarf in anderen Fachgruppen in den vergangenen Jahren gestiegen sei, liege er bei den HNO-Ärzten auf dem Niveau von vor 15 Jahren.

Das habe direkten Einfluss auf die Vergütung. "Wenn der Leistungsbedarf so niedrig bleibt, können wir nichts machen", betont Brautmeier.

Die KVNo habe die Problematik ausführlich mit dem Berufsverband der Hals-Nasen-Ohren-Ärzte besprochen. Im zweiten Quartal werde der Fallwert auf etwas über 25 Euro steigen, kündigt er an.

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