Länder bremsen bei PJ-Reform

Abschaffung des Hammerexamens, mehr Mobilität im Praktischen Jahr: Die Pläne der Bundesregierung scheitern am Bundesrat - vorerst. Die Länder haben die Abstimmung auf unbestimmte Zeit verschoben.

Von Rebecca Beerheide Veröffentlicht:
Ärzte im PJ: Noch keine Reform des Hammerexamens.

Ärzte im PJ: Noch keine Reform des Hammerexamens.

© Sonja Werner

NEU-ISENBURG. Die Bundesländer haben die Abstimmung zur Änderung der Approbationsordnung gestoppt. Die Länder sehen zu wenig Zeit für die ausführliche Beratung mit den betroffenen Universitäten.

Nach dem Willen des Bundesgesundheitsministeriums sollen die Universitäten deutschlandweit mit allen Krankenhäusern Vereinbarungen für ein PJ-Jahr schließen.

Der Medizinische Fakultäten Tag (MFT) hat errechnet, dass so jede der 36 Medizinfakultäten mit rund 600 Kliniken Vereinbarungen schließen müsste. Bisher sind es pro Fakultät rund 17.

Diese Änderung in Paragraf 3 Absatz 2 sehen die Bundesländer "schon jetzt als nicht umsetzbar", wie es in einem Beschluss des Wissenschaftsausschusses im Bundesrat heißt, der der "Ärzte Zeitung" vorliegt.

Wichtige Reformen verzögert

Bereits Mitte Dezember erklärten die Wissenschaftsministerien, dass sie den Referentenentwurf zur Änderung der Approbationsordnung für "nachbesserungswürdig" halten.

Die Länder haben die Abstimmung zur Änderung der Approbationsordnung im Bundesrat nun gestoppt. Ursprünglich war sie für den 10. Februar vorgesehen - jetzt ist sie auf unbestimmte Zeit verschoben.

Nötige Reformen wie die Entzerrung des "Hammerexamens" werden somit verzögert.

Während die Länderministerien bei der geplanten Entzerrung des Hammerexamens - noch - keine Einwände haben, kritisieren sie aber die erweiterten Möglichkeiten für Studenten, deutschlandweit und unabhängig von den Plätzen an der eigenen Uni das PJ zu absolvieren.

Bisher ist es für Studenten einfacher, einige PJ-Terziale im Ausland zu durchlaufen, als - zum Beispiel - für einige Monate von Kiel nach München zu wechseln.

Für die langjährige Forderung der Studenten nach mehr Mobilität innerhalb Deutschland sehen die Länder keine Chance: Für die Länderministerien fehlen hier die Begrenzungen des Wahlrechts sowie die Begrenzung der Zahl der Vereinbarungen, die Universitäten mit anderen Kliniken abschließen müssen.

Logbücher nicht möglich

Die Bundesregierung teilt diese Befürchtungen nicht. "Es trifft nicht zu, dass die Zahl der Lehrkrankenhäuser damit unüberschaubar würde", schreibt die Regierung in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Fraktion Die Linke.

Auch das von Studenten jahrelang geforderte Logbuch für die Ausbildung im PJ wird von den Länderministerien kritisiert. Mit den Logbüchern soll die Ausbildungsqualität im PJ gesichert werden. Das BMG erhofft sich so mehr Wettbewerb unter den Lehrkrankenhäusern.

Gemeinsam mit den erweiterten Wahlmöglichkeiten für PJ-Stellen müsse die Ausbildung "im Extremfall" nach "so vielen Logbüchern durchgeführt werden, wie PJ-Plätze vorhanden sind. Das ist offenkundig nicht möglich", heißt es in der Begründung zum Beschluss.

Auch sehen die Länder die Wissenschaftsfreiheit der Universitäten bedroht, wenn sie PJler nach Logbüchern von anderen Uni ausbilden müssen.

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