KBV-Prognose: Mehr Hausärzte im Saarland?

Bei einer Reform der Bedarfsplanung könnte es über 100 neue Zulassungsmöglichkeiten für Hausärzte geben. Anders sieht es bei den Fachärzten aus: Hier ergibt die Analyse eine deutliche Überversorgung.

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KV-Chef Dr. Gunter Hauptmann sieht langfristige Niederlassung von Hausärzten im Saarland optimistisch.

KV-Chef Dr. Gunter Hauptmann sieht langfristige Niederlassung von Hausärzten im Saarland optimistisch.

© KV Saarland

SAARBRÜCKEN (kin). Bei der Reform der ärztlichen Bedarfsplanung stehen der KV Saarland möglicherweise deutliche Veränderungen bevor. Nach dem vorläufigen Planungskonzept der KBV könnten ab 2013 im Saarland mehr als 100 Zulassungsmöglichkeiten für Hausärzte entstehen.

Danach wären im Saarland im Vergleich zu 1990 und unter Berücksichtigung der Altersentwicklung der Bevölkerung insgesamt 116 neue KV-Zulassungen für Hausärzte möglich. Nur in 13 Fällen haben die Planer eine Überversorgung ermittelt. Derzeit gehören zur KV Saarland rund 740 Hausärzte.

"Insbesondere in den ländlichen Regionen werden Zulassungsmöglichkeiten für Hausärzte geschaffen", berichtete der für Verträge und Verordnungsmanagement zuständige KBV-Dezernent Dr. Bernhard Gibis bei der jüngsten Vertreterversammlung der KV Saarland in Saarbrücken.

Aber auch in Städten wie Neunkirchen, St. Ingbert und Wadern könnten sich zusätzliche Hausärzte niederlassen. Überversorgung fanden die Planer vor allem in Saarbrücken und im Erholungsgebiet Losheim am See.

Saarland gilt als "Altenheim der Repuplik"

Grund für den kräftigen Zusatzbedarf an Hausärzten ist zum einen die dramatische Altersentwicklung. Unter den westlichen Bundesländern gilt das Saarland als "Altenheim der Republik".

Zum anderen hat die KBV nach Gibis' Angaben aber auch die Planungsgrundlagen geändert. Sie geht nicht mehr davon aus, dass ein Hausarzt 1700, sondern nur noch 1550 Einwohner versorgt. Planungsregionen für den Hausärztebedarf sollen außerdem statt der bisher drei Bezirke die 52 Gemeinden im Saarland sein.

Basis für die Planung des Fachärztebedarfs ist ein vierstufiges Pendler-Konzept mit Kernstadt, "Speckgürtel" sowie engerem und erweitertem Pendlerraum.

Bei den Fachärzten sieht die Bedarfs-Prognose der KBV für das Saarland deutlich anders aus. Hier gibt es im Vergleich zu 1990 nur bei den Augenärzten und Urologen mehr Zulassungsmöglichkeiten als Fälle von Überversorgung. Vor allem in Saarbrücken gibt es danach zu viele Fachärzte.

Die KV-Vertreter in Saarbrücken äußerten Zweifel an der für das Saarland regionalisierten KBV-Bedarfsplanung. "Wir gehören nachweislich zu der Gruppe, die demografisch permanenten Zuwachs haben wird", erklärte zum Beispiel der Völklinger Nervenarzt Dr. Thomas Kajdi. Nach der KBV-Prognose gibt es an der Saar aber trotzdem zu viele Nervenärzte.

Das Vorstandsmitglied der Saar-Ärztekammer, Dr. Eckart Rolshoven, verwies darauf, dass Hausärzte im Saarland schon jetzt knapp sind. "In Zeiten des Überangebots an Ärzten funktioniert das, aber nicht in Mangelzeiten", so der Allgemeinmediziner.

KV-Chef Hauptmann sieht Lage trotzdem optimistisch

KV-Chef Dr. Gunter Hauptmann äußerte sich trotzdem optimistisch, dass sich im Saarland langfristig mehr Hausärzte niederlassen. Er kündigte für den Mai ein Bündel von Maßnahmen an, um für den Hausarztberuf im Saarland zu werben.

Erst im Januar hat er mit der Universität des Saarlandes einen Vertrag zur Schaffung eines Lehrstuhls für Allgemeinmedizin unterzeichnet. Die Professur soll bis Sommer 2013 besetzt sein und wird nach Hauptmanns Angaben mit 1,5 Millionen Euro von den saarländischen Ärzten unterstützt.

Hauptmann hofft weniger auf Medizin-Absolventen aus anderen Bundesländern. Er schaut vielmehr auf die rund 120 Examens-Kandidaten an der Universitätsklinik in Homburg. "Davon geht bisher nur ein Bruchteil in die ärztliche Versorgung", klagte der KV-Chef. Sein Ziel sei es, hier den Anteil auf 60 bis 70 Prozent zu erhöhen.

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