Der Standpunkt zum Psycho-Budget

Spiel mit offenem Ausgang

Ping-Pong um den Honorartopf für Psychotherapeuten: Erst signalisiert die Politik Unterstützung, dann erteilt das Ministerium eine Absage. Doch das Spiel ist noch nicht vorbei, meint Sunna Gieseke. Die Hoffnung heißt Bedarfsplanung.

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Die Autorin ist Parlaments­korrespondentin der Ärzte Zeitung. Schreiben Sie ihr: sunna.gieseke@ springer.com

Es ist ein Ping-Pong-Spiel. Aufschlag KBV-Chef Andreas Köhler: Er fordert, dass die Psychotherapie aus der morbiditätsorientierten Gesamtvergütung (MGV) ausgegliedert wird.

Psychotherapeuten kabbeln sich mit den Fachärzten regelmäßig um den gedeckelten Honorartopf. Genau das ist Köhler seit Jahren ein Dorn im Auge.

Immerhin geht es um einen Betrag von rund 1,5 Milliarden Euro im Jahr, der den Psychotherapeuten bislang aus dem Budget der Fachärzte erstattet wird.

Die Crux: Die Mittel, die die Psychotherapeuten beanspruchen dürfen, wachsen überdurchschnittlich im Vergleich zur MGV.

Zunächst hatte es rosig ausgesehen: Die Regierungsfraktionen wollten Ärzten und Psychotherapeuten diesen Gefallen tun. Und auch Köhler präsentierte sich siegessicher.

Konter des Bundesgesundheitsministeriums: Nein, das werde es nicht geben. Das Ministerium argumentiert nun mit dem Versorgungsstrukturgesetz: Schließlich habe die Selbstverwaltung damit gerade erst die Instrumente in die Hand bekommen, um Honorarfragen selbst klären zu können.

Die Politik hat sich so wieder aus dem Spiel gebracht. Offenbar ist das Ministerium nicht bereit, für die Psychotherapeuten ein zusätzliches Fass aufzumachen.

Somit liegt die Verantwortung für die Befriedung des Konflikts zwischen Fachärzten und Psychotherapeuten erneut im Feld der Selbstverwaltung.

Daneben läuft noch ein weiteres Spiel - dieses Mal zwischen Kassen und Psychotherapeuten. Psychische Störungen nehmen dramatisch zu, sagen die Psychotherapeuten und verweisen zu Recht auf die regelmäßig erscheinenden Kassenreports.

Mehr Psychotherapeuten wollen die Kassen jedoch nicht zulassen. Sie verweisen auf die extreme Ungleichverteilung der Psychotherapeuten in den einzelnen Regionen. Fakt ist auch: Patienten warten bis zu drei Monate auf ein Erstgespräch.

Das ist schlichtweg zu lang. Nun hängt viel an der Reform der Bedarfsplanung. Sie muss zeigen, wo tatsächlich Bedarf besteht. Noch ist keines der Spiele endgültig entschieden.

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